Rede von Ella Rox, Fridays for Future Dresden, auf der Hauptversammlung der Mercedes-Benz AG am 8. Mai 2024
Guten Tag. Ich danke den Kritischen Aktionär*innen für die Möglichkeit hier sprechen zu können. Mein Name ist Ella Rox und ich spreche im Namen von FridaysForFuture. Ich bin 17 Jahre alt und ich habe Angst. Angst vor der Zukunft. Eigentlich sollte das nicht so sein. Eigentlich sollte ich mich freuen … Dem ist aber nicht so, DENN Jedes Jahr werden neue Hitzerekorde aufgestellt. 2023 war weltweit das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Jedes Jahr haben wir in Europa mit Naturkatastrophen zu kämpfen. Es gibt heute fünfmal so viele, wie in den Siebzigerjahren. Auch die Schäden nehmen zu.
Hier zwei Beispiele nur für Deutschland: Im Sommer 2021 erschüttert eine Jahrhundert-Flut das Ahrtal in Nordrhein-Westfalen. 135 Menschen kommen dabei ums Leben. 2022 zerstört ein Feuer in Brandenburg eine Waldfläche in der Größe von 1200 Fußballfeldern. Und das sind keine Einzelfälle! Dieses Phänomen ist weltweit zu beobachten. Dieses Phänomen nennt sich Klimakrise. Keine Klimaveränderung, kein Klimawandel, sondern eine Klimakrise. Hervorgerufen wird diese durch den Treibhauseffekt.
Die gute Nachricht: Die Treibhausgas-Emissionen sind seit 1990 um 40% gesunken. Aber die schlechte Nachricht: Dieses Jahr, 2024, wurde das 1,5° Ziel gebrochen. Im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter hat sich die Erde jetzt um mehr als 1,5° erwärmt. Das hat dramatische Folgen. Diese beschreibt Johan Rockström vom Institut für Klimafolgenforschung so: Zitat: „1,5° ist eine sehr große Zahl, und es schadet uns sehr schwer mit Blick auf Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, verstärkte Stürme und Wasserknappheit in der ganzen Welt.“ Er spricht von einer „Warnung für die Menschheit“. Solche Zahlen machen mir Angst. Und dabei habe ich auch noch das große Privileg hier in Deutschland zu wohnen. Ich bin noch nicht so sehr von den schlimmen Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Aber längst nicht alle Menschen haben dieses Privileg. Ich hatte bisher einfach nur Glück. Viele andere nicht. Die Klimakrise bedeutet für uns alle: mehr Katastrophen, mehr Armut, mehr Hunger – mehr Krisen. Und das ist es, was mir mit Blick auf meine Zukunft und die der kommenden Generationen Angst macht.
Doch warum spreche ich eigentlich heute hier? Weil das internationale Unternehmen Mercedes-Benz einen großen Anteil daran hat. Ihr Unternehmen verursacht so viele Emissionen wie ein mittelgroßer EU-Staat. Sie sagen, dass sie umschalten und so viele Emissionen wie möglich einsparen wollen. Gleichzeitig erhielt ihr Modell GLS 2020 in der Rubrik der „ökologisch unsinnigsten SUVs“ den „Goldenen Geier“. Mit dieser Auszeichnung macht die Deutsche Umwelthilfe auf die hohe Klimaschädlichkeit des Wagens aufmerksam. Wie können Sie von Nachhaltigkeit sprechen, wenn Sie gleichzeitig vor allem große, schwere und oft übermotorisierte Autos herstellen? Wie passt das zusammen?
Doch nicht nur die Verbrenner sind ein Problem. Die E-Autos, deren Produktion Sie weiter ausbauen wollen, sind es auch. In der Produktion von Elektroautos entstehen mehr als doppelt so viele CO2-Äquivalente im Vergleich zur Produktion von Verbrennern. Erst nach 90.000 gefahrenen Kilometern ist das E-Auto klimafreundlicher. Welche konkrete Lösung haben Sie für dieses Problem? Sie sagen: „Mit China-Tempo und Mercedes-Standards können wir auch in Zukunft sehr erfolgreich sein.“ Aber was bedeutet das für die Nachhaltigkeit? Die Batterien, die in China hergestellt werden, sind klimaschädlich. China ist der weltgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen. Weil das Land stark abhängig von fossilen Energieträgern ist, haben die dort produzierten Batterien eine schlechtere Umweltbilanz. Dazu kommen weitere Massen an Emissionen durch die langen Transportwege. Die Produktion auszulagern, entlässt Sie nicht aus der Verantwortung, nachhaltig zu wirtschaften!
Wie wollen Sie dieses Problem angehen? Ich habe Angst um meine Zukunft. Ich habe Angst um die Zukunft künftiger Generationen. Sie als weltweit agierendes Unternehmen haben eine Verantwortung für den Erhalt unserer Erde. Wie können Sie, meine Damen und Herren im Vorstand und Aufsichtsrat, alle Ihr Nicht-Handeln vor sich, ihren Kindern und Enkelkindern verantworten? Bitte handeln Sie! Übernehmen Sie Verantwortung! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.