Steckbrief des dib e.V.
Die Beantwortung der diesjährigen Fragen vermittelt den Eindruck, dass Mercedes-Benz das Thema ernst nimmt, unterjährig Analysen erstellen lässt, interne Zielgrößen definiert und diese quartalsweise im Vorstand diskutiert und überprüft. Trotz Umstrukturierungen bei Mercedes-Benz ist der Frauenanteil im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 auf allen Ebenen gestiegen (außer Führungsebene 1) und nicht gesunken. Allein dies zeugt vom Willen und klaren Vorgaben.
Der Frauenanteil insgesamt ist im Vergleich zum Vorjahr um 2 % auf 21 % gestiegen.
Auch wenn Mercedes-Benz keine Berufsgruppen-spezifischen Auswertungen erstellt, macht Mercedes-Benz Angaben zu Berufsfeldern mit MINT-Schwerpunkt. In Forschung & Entwicklung (F&E) arbeiten 17 % Frauen auf der Arbeitsebene und 13% in Führungsebenen. In der IT arbeiten 27 % auf der Arbeitsebene und 25 % auf Führungsebenen.
Dies scheinen Vorzeigebereiche zu sein. Es lohnt sich für Mercedes-Benz, in die Details zu gehen, z.B. zu prüfen: welches sind Bereiche mit geringen Frauenanteilen (z.B. < 5 %) sowohl auf der Arbeitsebene als auch auf den Führungsebenen. Oder zu prüfen, ob es Bereiche gibt, bei denen der Frauenanteil auf der Arbeitsebene zwischen 15 – 30 % liegt, aber auf den Führungsebenen drastisch einbricht.
Der Anteil weiblicher Führungskräfte zeigt im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung mit 22,5%.
Trotz der positiven Tendenz möchten wir Mercedes-Benz ermutigen, eine Aufschlüsselung nach Qualifikationen, so wie es die anderen befragten DAX Konzerne ebenfalls liefern können, vorzunehmen. Die Bedingungen und Realitäten für Ingenieurinnen in einem männlich geprägten Umfeld sind karrieretechnisch besonders schwierig. Der Frauenanteil in der Belegschaft mit Ingenieurs-Qualifikation und Führungsverantwortung ist aus den gelieferten Zahlen nicht ermittelbar und braucht besonderes Augenmerk des Vorstandes und eine ehrliche Bestandsaufnahme.
Dass der Mercedes-Benz-Konzern den Nachholbedarf beim Frauenanteil auf den unterschiedlichen Ebenen ernst nimmt, ist folgenden Angaben des Vorstands zu entnehmen:
- “Seit 2018 hat das Inspire-Nachwuchsprogramm 91 Nachwuchskräfte, davon 40% Frauen eingestellt.”
- “Außerdem existiert ein weltweites Mentoringprogramm für Sachbearbeiterinnen und Teamleiterinnen”.
Weitere Eckdaten sind aus der Tabelle weiter unten im Steckbrief zu finden und sollen hier zitiert werden entsprechend der Aussagen auf der HV:
- 37,5 % Frauenanteil im Vorstand ist positiv. Besonders, da das Ziel auf 25% festgelegt wurde.
- Bis 2025 hat sich Mercedes-Benz zum Ziel gesetzt, auf den ersten drei Führungspositionen unter dem Vorstand, den Frauenanteil auf 30 % zu erhöhen.
- Auf der Führungsebene 1 besteht Nachholbedarf. Mit 7,1 % Frauenanteil ist Mercedes-Benz weit entfernt von der selbst gesetzten Quote von 20% (Stichtag 31.12.2025).
- Auf der Führungsebene 2 ist Mercedes-Benz mit 23,5 % nah dran an der Zielquote von 25 % (Stichtag 31.12.2025).
- Ermutigend ist, dass long-term-Incentives für Führungskräfte vergeben werden, die sich in besonderem Maße für Talentförderung und Diversität einsetzen.
Der dib e.V. ist der festen Überzeugung, dass ein Ingenieurinnenanteil von 30% auf der Arbeitsebene als auch auf den Führungsebenen ein selbstverständliches Ziel sein sollte. Die Produktivität und Innovationskraft des Unternehmens wird davon profitieren. Der dib bleibt dran und wird weiter nachfragen. Wir stehen natürlich auch unterjährig für einen Austausch zum Thema zur Verfügung.
Die Zahlen wurden vom Vorstand der Mercedes-Benz Group auf Nachfrage des dib bereitgestellt.
Der deutsche ingenieurinnenbund (dib e.V.)befragt den Vorstand von Mercedes-Benz nach Daten & Fakten zum generellen Frauenanteil und zum Anteil von Frauen mit Ingenieurs-Qualifikation mit Führungsverantwortung im Unternehmen. Die Aktion erfolgt im Rahmen des Projektes „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“.
Die Steckbriefe werden auf dem Portal der kritischen Aktionäre für verschiedene technologieorientierte Unternehmen veröffentlicht (erstmalig 2020).
Steckbrief Mercedes-Benz HV 2022 | ||
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Mitarbeiter total | 172.000 | |
davon weiblich | 21 % (absolut 36.000) | |
Mitarbeitende MINT | keine Angabe | |
davon weiblich total in F&E in IT | 15 % (keine Angabe) 17% (2700) 27 % (1600) | |
Leitende Führungskräfte MINT insgesamt | keine Angabe | |
davon weiblich insgesamt in F&E in IT | Keine Angabe (keine Angabe) 13 % 25 % | |
Anteil Frauen: Einstellungen (Young Professionals) im Tarifbereich in der obersten Stufe im Tarif / Anwärterinnen für Führungspositionen leitende Führungspositionen | 25 % 15 % 22 % 35 % 22,5 % | nicht auf MINT bezogen “” “” “” “” |
Besetzung Aufsichtsrat mit Frauen | 30 % [30 %] | Die Angaben in eckiger Klammer sind die gesetzlichen Zielvorgaben oder die selbstgesetzten und im Geschäftsbericht veröffentlichten Ziele. |
Besetzung des Vorstandes mit Frauen | 37,5 % [25 %] 3 Frauen, in einem 8 köpfigen Gremium | Der Status Quo von 25 % soll beibehalten werden. |
Besetzung von Führungsebenen mit Frauen | 22,5 % [30 %] | Bis 2030 soll unabhängig von gesetzlichen Vorgaben in den ersten drei Führungsebenen unter dem Vorstand ein Frauenanteil von 30 % weltweit erreicht werden. |
Besetzung der Führungsebene 1 mit Frauen | 7,1 % [20%] 1 Frau von 14 total | Zielgröße bis 31.12.2025 ist [20%] |
Besetzung der Führungsebene 2 mit Frauen | 23,5 % [25 %] | Zielgröße bis 31.12.2025 ist [25%] |
Veröffentlichung des deutschen ingenieurinnenbund e.V. (dib) in Zusammenarbeit mit dem Dachverband kritischer Aktionäre
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Projektbeschreibung: Auftritt bei Hauptversammlungen mit Fragenkatalog zu Frauen und Ingenieurinnen in Führungspositionen.
Ziel: Der dib e.V. hat das Ziel den Anteil von Frauen in den technischen Bereichen von Wissenschaft, Privatwirtschaft und Behörden zu erhöhen – nach dem Motto „Ohne Frauen fehlt der Technik was“. Aktionärinnen des dib e.V. besuchen seit mehreren Jahren die Hauptversammlungen von technologieorientierten Unternehmen und stellen dort Fragen zum Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand, oberen Führungsebenen und zu Ingenieurinnen auf Arbeitsebene und Führung.
Zielgruppe: Zielgruppe sind die DAX-Konzerne mit technologischem Schwerpunkt.
Dipl.-Ing. Ingrid Kramer-Schneider