Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,
ich spreche für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Mit den uns übertragenen Rederechten fordern wir von der Porsche Holding SE deutlich mehr Anstrengungen und Hinwirkung auf eine sozial- und klimagerechte Transformation bei Ihren Hauptbeteiligungen, der Volkswagen AG und der Porsche AG. Dieser Verantwortung kommen Sie weiter nicht nach. Wir haben dies in unseren Gegenanträgen ausführlich begründet, den ich hiermit auch formal stelle.
Porsche bringt Volkswagen zu unverantwortlich hohen Dividendenausschüttungen
Die vollkommen unverhältnismäßig hohe Dividendenvorschlag bei der kriselnden Volkswagen AG zeigt einmal mehr: Die Porsche Automobil Holding SE agiert unverantwortlich gemäß ihrem Eigeninteresse, der Umverteilung der Gewinne zugunsten der Familien Porsche und Piëch, statt im Sinne einer sozial und ökologisch tragfähigen Zukunftsperspektive für die Volkswagen AG. In der aktuellen Krisensituation ist Volkswagen auch aufgrund dieses kurzsichtigen Verhaltens dazu genötigt, einseitig auf Einsparungen auf Kosten der eigenen Belegschaft zu setzen, statt in neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu investieren. Dies hat zu einem massiven Vertrauensbruch bei vielen Beschäftigten geführt, auch gegenüber der Porsche Holding SE, welche ja die Mehrheit der Stimmrechte bei der Volkswagen AG hält. Herr Pötsch, dass muss heute nochmal deutlich gesagt werden, denn die massiven Proteste bei Volkswagen letztes Jahr haben doch etliche grundsätzliche Fragen auch über Ihr Handeln bei der Porsche SE gegenüber Volkswagen aufgeworfen. Sie gehen hier heute einfach darüber hinweg und begrüßen lediglich die zwischen der IG Metall und Volkswagen getroffene Vereinbarung. Allein die komplett widersprüchliche Kommunikation in Bezug auf die Zukunft des VW-Werks in Osnabrück steht hier beispielhaft dafür, dass hier noch längst nicht alle Dinge geklärt sind.
Allgemein können wir nicht erkennen, dass der Aufsichtsrat unabhängig agieren kann. Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch sollte durch ihre Doppelmandate in den Aufsichtsräten bei der Volkswagen AG und der Porsche AG genug zu tun haben, die dortigen Vorstände bei deren Krisenbewältigung zu kontrollieren.
Auch der sehr berechtigten Kritik an der völlig überhöhten Abfindung für Herrn Meschke von 11,6 Millionen Euro schließen wir uns an. Auch die Fortzahlung der Bezüge in diesem Jahr, obwohl Herr Meschke ja nun nicht mehr CFO der Porsche AG ist, ist völlig abgehoben. Es sollte doch vollkommen ausreichen, dass Herr Meschke für seine Arbeit hier im Vorstand der Porsche SE Bezüge bekommt.
Herr Pötsch, Herr Meschke, laut Handelsblatt hatten Sie auf der Telefonkonferenz im März dieses Jahres betont, eine dritte Kernbeteiligung zu suchen und dabei auch explizit den Rüstungssektor genannt.
Herr Pötsch, Ihre heutigen Ausführungen haben uns dazu aber völlig im Unklaren gelassen. Sie haben lediglich gesagt, dass es Ihr Ziel bleibt, Ihr Portfolio im Einklang mit Ihrer Strategie und Ihren Investitionskriterien langfristig weiter zu diversifizieren.
Herr Meschke, Sie hatten damals auf der Telefonkonferenz gesagt, dass das Beispiel Quantum-Systems zeigen würde, dass Sie keine Berührungsängste gegenüber Investitionen in den Rüstungsbereich hätten. Nun ist die Rüstungsbranche aber sehr speziell, Rüstungsunternehmen können nicht alle einfach so in einen Topf geworfen werden. Hier schauen wir seit jeher genau, was produziert wird und vor allem, wohin. Aufgrund der massiven Risiken haben verantwortliche Vermögensverwaltungen, aber auch Banken entsprechende Richtlinien für Ihre Investitionen im Rüstungsbereich. Daher frage ich Sie:
- Was ist der aktuelle Stand Ihrer Pläne in Bezug auf eine dritte Kernbeteiligung und weiteren, neuen Beteiligungen? Welche Unternehmen sind hier konkret bei Ihren Plänen vorgesehen?
- Ist Ihnen die Internetseite https://porsche-panzer.com/ bekannt?
- Schließen Sie bereits jetzt aus oder haben sie entsprechende Pläne, Investitionen in Rüstungsfirmen auszuschließen, die nicht nur für Europas Landesverteidigung produzieren, sondern auch kriegführende und menschenrechtsverletzende Diktaturen beliefern? Wenn ja, welche Kriterien in Bezug auf Demokratie bzw. Autokratie wenden Sie hier an?
- Schließen Sie bereits jetzt aus oder haben sie entsprechende Pläne, Investitionen in Firmen auszuschließen, die in die Herstellung autonomer Waffensysteme involviert sind? Wenn nicht, haben Sie in Bezug auf autonome Waffensysteme bestimmte Kriterien?
- Schließen Sie bereits jetzt aus oder haben sie entsprechende Pläne, Investitionen in Firmen auszuschließen, die völkerrechtlich geächtete Waffen wie Streumunition, Antipersonenminen und ABC-Waffen produzieren?
- Wenn Sie hier genaue Kriterien haben: Welche Waffen gelten für Sie als kontrovers? Sehen Sie Atombomben, Brandbomben, Phosphorbomben, Weißen Phosphor und blindmachende Laserwaffen als kontroverse Waffen an?
Herr Meschke, Sie schauen ja anscheinend auch weitere Branchen an, etwa Investitionen in den Bereichen Infrastruktur und Technologie.
- Schließen Sie bereits jetzt aus oder haben sie entsprechende Pläne, Investitionen in Unternehmen auszuschließen, welche in die klimaschädlichen Expansionspläne der fossilen Energiewirtschaft direkt oder indirekt involviert sind, etwa in neue Kohlekraftwerke und Kohleminen und damit gegen das Pariser Klimaschutzabkommen handeln?
- Wenn ja, unterscheiden Sie zwischen Kohle, Öl und fossilem Gas und wenn ja, wie genau?
Kosten Berichtspflichten:
- Wie hoch waren Ihre Grenzkosten (Vollkosten sind optional) im letzten, abgeschlossenen Geschäftsjahr und, sofern vorläufig verfügbar, im aktuellen Geschäftsjahr für die Finanzberichterstattung nach HGB und IFRS? Dies bezieht sich nur auf alle Kosten, die für die Konzernabschlüsse anfallen.
- Wie hoch waren Ihre Grenzkosten im letzten, abgeschlossenen Geschäftsjahr 2024 und, sofern vorläufig verfügbar, im aktuellen Geschäftsjahr für die Berichterstattung nach den ESG-Berichtsstandards der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) oder, wenn die ESRS nicht genutzt wurden, dann einem anderen verwendeten Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (z. B. GRI, ISSB)?
- Wie hoch waren Ihre gesamten finanziellen Aufwendungen für Werbung im letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr und, sofern vorläufig verfügbar, im aktuellen Geschäftsjahr?
Aktionärsrechte und virtuelle Hauptversammlung:
- Haben Sie konkret geprüft oder planen Sie, eine hybride Hauptversammlung durchzuführen, an der sowohl in Präsenz als auch digital teilgenommen werden kann?
- Was wären die Mehrkosten einer hybriden Hauptversammlung gegenüber eine virtuellen oder Präsenz-Hauptversammlung?
- Wie sehen dahingehend Ihre Pläne für die Hauptversammlung 2026 aus?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.