RWE muss aufhören, Putins Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren

Vladimir Slivyak erhielt 2021 den Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award 2021).

Statement von Vladimir Slivyak, Ecodefense Russland, zur Hauptversammlung der RWE AG am 28.04.2022*

Die Welt nähert sich einem weiteren Jahrestag des schlimmsten Atomreaktorunfalls der Geschichte, der sich vor 36 Jahren in Tschernobyl, damals in der Sowjetunion, ereignete. Der Krieg in der Ukraine hat das Thema wieder auf die Tagesordnung gebracht, denn vor kurzem haben russische Truppen das stillgelegte Atomkraftwerk angegriffen. Solange der Krieg andauert, bleibt das Risiko eines neuen Atomunfalls extrem hoch. Dieser Krieg muss sofort beendet werden, und es herrscht international Einigkeit darüber, dass alles getan werden muss, um Frieden zu schaffen.

Es gibt einige Gründe, warum dieser schreckliche Krieg begonnen hat. Der wichtigste ist jedoch, dass der russische Präsident Wladimir Putin genug Geld hatte. Dieses Geld kam aus dem Export fossiler Brennstoffe, vor allem in die EU. Dieser Handel geht immer noch weiter. Das Geld, das Putin aus dem Brennstoffhandel erhält, wird in Kugeln, Gewehre und Raketen umgewandelt.

Laut der Kampagne „Defuel Russia’s war machine“ hat Europa allein im vergangenen Jahr fast 100 Milliarden Euro für russische Brennstoffe bezahlt. Russland belieferte die EU mit 45 % ihrer Gas-, 46 % ihrer Kohle- und 27 % ihrer Öleinfuhren. Aber das ist noch nicht alles. Russland lieferte auch etwa 20 % des Kernbrennstoffs für europäische Reaktoren.

RWE ist einer der größten und wichtigsten Handelspartner Russlands. RWE hat mit Gazprom einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von 15 TWh fossilem Gas bis 2023 geschlossen, wovon 50 % innerhalb der nächsten 12 Monate geliefert werden sollen. Das Unternehmen hat außerdem langfristige Verträge über die Einfuhr von 12 Millionen Tonnen Kohle bis 2025 abgeschlossen, von denen 2 Millionen Tonnen innerhalb der nächsten 12 Monate eingeführt werden sollen. Das geplante Joint Venture des Unternehmens mit dem fossilen Energieriesen Novatek für die Lieferung von blauem Wasserstoff liegt derzeit auf Eis, ist aber nicht offiziell abgesagt worden.

RWE besitzt auch ein Sechstel von Urenco, einem der wichtigsten Kernbrennstoffunternehmen der Welt. Urenco war stark in die Zusammenarbeit mit der russischen Atomindustrie eingebunden. Obwohl es hieß, die Zusammenarbeit mit Russland sei ausgesetzt, hieß es nicht, sie sei beendet.

Es mag den Anschein haben, dass Russland ein zuverlässiger Partner war, bis Putin plötzlich beschloss, einen Krieg zu beginnen. Es gab jedoch Anzeichen dafür, dass Putin schon vor langer Zeit den Weg des Krieges eingeschlagen hatte. Er zog 2008 gegen Georgien und 2014 gegen die Ukraine in den Krieg. Er zerstörte demokratische Institutionen, unterdrückte die Zivilgesellschaft und brachte unabhängige Medien in Russland zum Schweigen. Und für viele europäische Regierungen und Unternehmen war es bequem, vor diesen Entwicklungen die Augen zu verschließen. RWE war immer einer von ihnen.

Ein noch größerer Krieg in Europa kann nur dadurch vermieden werden, dass die europäische Abhängigkeit von russischen Brennstoffen verringert und damit dem russischen Regime die Mittel für einen Krieg entzogen werden. Auch wenn es enorme Anstrengungen erfordert – ein vollständiges Embargo auf russische Brennstoffe muss dringend eingeführt und der Übergang zu erneuerbaren Energien drastisch beschleunigt werden. Ich fordere RWE auf, jede Zusammenarbeit mit Russland einzustellen, um die Finanzierung von Putins Kriegen zu beenden.

*) Vladimir Slivyak sprach auf der Pressekonferenz „RWE: Blauer Planet statt Toter Planet“ am 26.04.2022. Die Pressekonferenz wurde vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre organisiert.

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  1. […] Vladimir Slivyak von Ecodefense Russland, der 2021 mit dem alternativen Nobelpreis „Right Livelihood Award“ ausgezeichnet worden war,sagte zwei Tage vor der Hauptversammlung: „Dank Unternehmen wie RWE ist Europa stark von russischen Brennstofflieferungen abhängig – Kohle, Gas und Atomkraft. Diese Abhängigkeit versorgt das russische Regime mit den finanziellen Mitteln, die es braucht, um den Krieg in der Ukraine fortzusetzen. Indem RWE seine Geschäfte mit Russland fortsetzt, unterstützt es den Krieg und die Putin-Diktatur – das muss sofort aufhören.“> Das komplette Statement „RWE muss aufhören, Putins Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren&#82… […]

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