Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Gustav von Blanckenburg und ich spreche für die Initiative Fossil Free Münster – vielen Dank an die Kritischen Aktionäre für das Ermöglichen dieser Redezeit.
Immer wieder bin ich zutiefst schockiert. Schockiert und frustriert über das, was unter anderem im letzten Herbst in der Zuspitzung des Konflikts um den Hambacher Forst seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Vielleicht geht ihnen das auch so. Mich ließ das Verhalten RWEs im letzten Jahr, das auch meine Vorredner*innen so stark kritisierten, erneut und mit aller Deutlichkeit erkennen: RWE und andere fossile Unternehmen arbeiten offensichtlich mit einem grundsätzlich fortschritts- und damit menschenfeindlichen Geschäftsmodell.
Irgendwann in den letzten Jahrzehnten entschieden sich die Vorstände dieser Konzerne, dass es für sie gewinnbringender ist, alles nur Mögliche in den Erhalt des „Business as usual“, als in den Wandel des eigenen Unternehmens zu stecken – koste es, was es wolle. Koste es die Zerstörung wertvoller Natur, koste es die Umsiedlung tausender Menschen, koste es den gesellschaftlichen Frieden und – am allerschlimmsten – koste es das Leben etlicher Spezies und die Zukunft von Milliarden Menschen auf unserem Planeten. Das ist in höchstem Maße schockierend, denn es steht wider jeder Vernunft!
Doch RWE macht genau so weiter. Trotz einer wachsenden Empörung in der Gesellschaft, trotz der sich erkennbar zuspitzenden Klimakrise, in die wir schlittern.
Das Verhalten RWEs ist dabei offenbar nicht ausschließlich unlogisch, es entspricht leider einer den Gesetzen unseres Marktes ganz eigenen Logik.
Doch diese Logik zu durchbrechen, dafür kämpfe ich mit Fossil Free und vielen weiteren Menschen der Divestment-Bewegung. Und auch Sie alle, die hier sitzen und Anteilseigner*innen bei RWE sind, will ich dafür gewinnen! Denn Sie tragen die Verantwortung für das Handeln RWEs. Mit dem bedingungslosen Halten von RWE-Aktien ermutigen Sie RWE tagtäglich dazu, so weiter zu machen wie bisher und tragen damit maßgeblich zur Klimazerstörung bei. Das ist nicht akzeptabel! Darum: Zeigen Sie dem Konzern, dass sein Verhalten nicht mehr tolerabel ist! RWE ist auf Sie als Anteilseigner angewiesen – zeigen Sie dem Vorstand, dass er mit ihrer Unterstützung nur in einem radikalen Wandel hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfreundlichen Geschäftspolitik rechnen kann. Sie haben die Macht dazu, aber dieser Verantwortung müssen Sie auch gerecht werden. Entziehen Sie dem Vorstand bis zu diesem Wandel Ihr Vertrauen! Und wenn das nicht ausreicht, entziehen Sie dem Konzern Ihre Unterstützung und verkaufen Sie die Aktien! Entziehen Sie RWE die marktwirtschaftliche Rechtfertigung für sein Handeln! Nur so können Sie sich von Ihrer Mitschuld an der von RWE verschärften Klimakatastrophe entlasten!
Insbesondere an die Vertreter*innen der kommunalen Anteilseigner ein gesondertes Wort: Als Vertreter*innen der Bevölkerung stehen Sie in der ganz besonderen Verantwortung, für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft unserer Gesellschaft zu sorgen. Doch die öffentliche Hand besitzt nach wie vor über 90 Mio, ca. 20 % der RWE-Aktien und trägt damit die Zerstörung unserer Zukunft mit. Das ist absolut inakzeptabel!
An den Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Herr Direktor Löb, Übernächste Woche entscheiden Sie über einen Verkauf von zwei Drittel Ihrer 6,6 Mio Aktien, – das ist nicht ausreichend. Nur mit dem Verkauf aller RWE-Aktien des LWL distanzieren Sie sich klar von RWEs zerstörerischem Verhalten! Zeigen Sie sichihres Werbespruchs „Wir unternehmen Gutes“ würdig und gehen Sie mit gutem Beispiel voran!
An Herrn Sierau, OB von Dortmund: Unterlassen Sie Ihre öffentliche Unterstützung des Konzerns und das skandalöse Zukaufen von Aktien!
An jede*n einzelne*n Vertreter*in der kommunalen Anteilseigner*innen und Sie alle hier: Ich fordere Sie auf: Verkaufen Sie Ihre RWE-Aktien sofort! Distanzieren Sie sich in aller Deutlichkeit vom bevölkerungsfeindlichen Verhalten RWEs! Denn nur, wenn wir alle, aber sie hier in diesem Saal ganz besonders, unserer Verantwortung gerecht werden, schaffen wir gemeinsam den Wandel hin zu einer nachhaltigen und gerechten Welt! Wir haben es selbst in der Hand.
Vielen Dank.
