„Trotz Gewinnen baut SAP 8.000 Stellen ab“: Rede von Markus Dufner

Hauptversammlung der SAP SE am 15. Mai 2024

Wie kann SAP noch mehr für den Klimaschutz tun? V.l. Vorstandsvorsitzender Christian Klein, alter Aufsichtsratschef Hasso Plattner und sein Nachfolger Pekka Ala-Pietilä.

Sehr geehrter Herr Plattner, sehr geehrter Herr Klein, sehr geehrte Konzernverantwortliche, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre von SAP!

Mein Name ist Markus Dufner, ich bin Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Heute spreche ich zum ersten Mal auf der Hauptversammlung der SAP.

Deshalb möchte ich kurz meine Organisation vorstellen. Der Dachverband spricht im Namen seiner 29 Mitgliedsorganisationen. Unser besonderer Fokus gilt ESG: Umwelt, Sozialem und guter Unternehmensführung.

Auf der heutigen Hauptversammlung vertreten wir die Stimmrechte von Stiftungen und zahlreichen Kleinaktionär*innen.

Meine Damen und Herren,
ich sagte es schon: Wir sind selbst ein Dachverband, aber 2023 wurden wir Mitglied eines viel größeren Dachverbands: der Klima-Allianz Deutschland. Die Klima-Allianz ist das breite gesellschaftliche Bündnis für den Klimaschutz. Mit rund 150 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Umwelt, Kirche, Entwicklung, Bildung, Kultur, Gesundheit, Verbraucherschutz, Jugend, Soziales und Gewerkschaften setzt sie sich die Klima-Allianz für eine ambitionierte und sozial gerechte Klimapolitik auf lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene ein.

Wir freuen uns, dass die SAP sich verpflichtet, zur Unterstützung des globalen 1,5-Grad-Ziels bereits 2030 entlang ihrer Wertschöpfungskette klimaneutral zu sein.

Dennoch werben auch wir für ein Say on Climate! Say-on-Climate-Beschlüsse in Hauptversammlungen sind ein internationaler Trend in der Corporate Governance börsennotierter Unternehmen. Diese zielen darauf, das Management zu ambitionierten Klimaschutzaktivitäten anzuhalten.

Sie sagen, dass Sie den Herausforderungen begegnen, indem Sie bei SAP-Kunden den Umstieg in die Cloud beschleunigen;
dass Sie erstklassige Rechenzentren nutzen;
dass Sie SAP-Lieferanten dazu bringen, klimaneutrale Produkte und Services bereitzustellen;
dass Sie die SAP-Fahrzeugflotte emissionsfrei machen;
und dass Sie in erneuerbare Energien sowie naturbasierte Lösungen investieren.
Reicht das aus?

Herr Klein, bitte teilen Sie uns noch ein paar Zwischenziele für den Klimaschutz dieses Unternehmens mit:
Wo werden Sie im Jahr 2026, wo im Jahr 2028 stehen und zwar differenziert nach Scope 1, Scope 2 und Scope 3?

Und noch eine Frage zum Lieferkettengesetz:

Wie sieht es mit der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette von SAP aus?

Gibt es hier Probleme, Baustellen oder Verstöße? Wenn ja, dann nennen Sie uns bitte einige konkrete Beispiele und sagen Sie, welche Maßnahmen Sie treffen, um damit umzugehen.

An diesem besonderen Tag, an dem der Firmengründer Hasso Plattner verabschiedet wird, ist es angebracht, an die Erfolge zu erinnern und die Ausnahmestellung von SAP zu betonen. Dabei müssen wir allerdings auch an die vielen SAP-Beschäftigten denken, die das Unternehmen verlassen sollen. Für sie gibt es nichts zu feiern.

Herr Klein, Sie wollen 8000 Arbeitsplätze von 105.000 Stellen in diesem Unternehmen abbauen. Bleibt es bei dieser hohen Zahl von Jobs, die Sie streichen wollen?

In Deutschland sollen 2600 Stellen wegfallen. Das wird Walldorf und die Region schwer treffen. Gibt es für die ehemaligen SAP-ler eine Abfindung oder eine Auffanggesellschaft?

Herr Klein, bitte begründen Sie, wie dieser Jobabbau mir guter Unternehmensführung einhergeht!

Mit Blick auf das gute Konzernergebnis sollten Sie noch einmal überlegen, ob Sie durch Stellenstreichungen Kosten einsparen müssen. Welche anderen Möglichkeiten sehen sie noch, um Kosten zu senken?

Geben Sie uns und den SAP-Mitarbeiter*innen genaue Informationen, ob und wo es in diesem Unternehmen Ineffizienz gibt, die einen Stellenabbau rechtfertigen würde.

Herr Klein, inwiefern gibt es einen Zusammenhang zwischen dem verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) und dem Abbau so vieler Jobs? Wie viele neue Stellen werden Sie im KI-Bereich schaffen?

Zum Thema Aufsichtsratsvorsitz wurde heute schon viel gesagt. Gestatten Sie mir trotzdem noch ein paar Bemerkungen und Fragen:

Herr Ala-Pietilä, Sie sagten vorhin, dass Arbeit im Aufsichtsrat Teamarbeit sei. Wie war Ihre Erfahrung mit dem Team, bevor Sie den Aufsichtsrat von SAP vor 3 Jahren verließen?

Dennoch: Sie werden den Aufsichtsrat auch leiten müssen. Das ist die Erwartungshaltung, auch wenn Sie nicht in die großen Fußstapfen ihres Vorgängers Hasso Plattner treten wollen. 

Aber Herr Plattner, ist es nicht ein Manko, dass Herr Ala-Pietilä nur für 2 Jahre zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt werden soll? Ist er nur ein Übergangskandidat? Und wer soll dann kommen?

Herr Plattner, Herr Ala-Pietilä ist in Kontrollgremien verschiedener Unternehmen tätig, so z.B. als Vorsitzender des Board of Directors der Sanoma Corporation, Helsinki. Sind das nicht zu viele Ämter, um auch bei einem Konzern wie SAP dieses verantwortungsvolle Amt auszuüben?

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf die Beantwortung meiner Fragen.

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