Gegenantrag zu Tagesordnungspunkt 3, Beschlussfassung über die Entlastung der Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2017:
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2017 nicht zu entlasten.
Begründung:
Der Talanx-Konzern behauptet von sich selbst, er habe „ökologische, soziale und Governance-Aspekte in seine Geschäftstätigkeit“ integriert. „Als international agierender Versicherungskonzern und langfristig orientierter Investor“ habe sich Talanx „einer verantwortungsvollen, auf nachhaltige Wertschöpfung ausgelegten Unternehmensführung“ verschrieben. Dies hält aber einem Realtitäts-Check so nicht stand, wie der Blick auf die Geschäftstätigkeit von Talanx in Sachen Bekämpfung des Klimawandels zeigt. Das Beispiel Polen zeigt dies deutlich:
Die polnische Talanx-Tochterfirma TuiR Warta zählt zu den größten Versicherern polnischer Energiekonzerne. Sie hat vielen Kohleminen und Kraftwerken in Polen Versicherungsleistungen verkauft. Leider laufen die jüngsten Entwicklungen in Polens Kohlesektor den im Pariser Klimaabkommen getroffenen Zielsetzungen zuwider und verfestigen vielmehr den in Polen vorherrschenden klima- und gesundheitsschädlichen Energiemix. Mehr noch, Polens Stromversorger planen eine Ausweitung ihrer Kohlekapazitäten, so dass der Weg hin zu einer Transformation effizienterer, auf erneuerbaren Energien basierender Stromerzeugung weiter verbaut wird.
Es sollte eigentlich den Vorstand und Aufsichtsrat und die Anteilseignern von Talanx nachdenklich stimmen, wenn die eigene Tochterfirma, TuiR Warta, ein ganzes Portfolio an Versicherungsdienstleistungen mit polnischen Stromkonzernen hat, die einen massiven Ausbau von Kohlekraft plant. Denn es geht hierbei sowohl um die Frage der unverantwortlichen Klimaschädlichkeit als auch um die Gefahr der mittelfristigen Unwirtschaftlichkeit solcher Assets, welche obendrein unethisch sind und für die beteiligten Firmen wie eben Talanx erhebliche Reputationsrisiken bergen.
Im Falle von Talanx ist zu anzumerken, dass TuiR Warta nicht nur das Kozienice-Kraftwerk versichert hat, sondern darüber auch den Ausbau desselben mit Versicherungscoverage bedacht hat, einen Ausbau, der bis Dezember 2017 abgeschlossen wurde. Das Kozienice-Kraftwerk ist nun das größte Steinkohlekraftwerk in der EU. Die Eigentümerfirma des Kozienice-Kraftwerks, ENEA, plant derzeit den Bau eines neuen Steinkohlekraftwerks mit 1.000 MW, das Ostrołęka C-Kraftwerk rund 100 km von Warschau entfernt. Ostrołęka C wird von ENEA gemeinsam mit einem anderen polnischen Versorger, Energa, entwickelt. Ein weiterer von Talanx‘ polnischen Tochterfirmen versicherter Stromversorger ist PGE. Auch bei diesem geht es um den Bau neuer Kraftwerksblöcke beim Opole-Kraftwerk. Die bereits in Betrieb befindlichen Kraftwerksblöcke sind ebenfalls bei Warta versichert. Talanx‘ Tochterfirma versichert auch PGEs offenen Braunkohletagebau in Turów. Dieser Tagebau bedroht Gesundheit und Umwelt in erschreckenden Maße, die Verschmutzung nimmt zu und der Grundwasserspiegel nimmt gleichzeitig ab. Neben den Ausbauplänen in Opole plant PGE den Kapazitätsausbau von Turów sowie die Erschließung eines neuen Tagebaus in Złoczew, wo an die 600 Mio. Tonnen Braunkohle lagern.
Talanx‘ polnische Tochterfirma Warta scheint losgelöst von jedweder Nachhaltigkeitsorientierung zu agieren und das Versicherungsgeschäft mit dem klimaschädlichen Kohlesektor nur als Profitchance wahrzunehmen. Diese Klima-Unverantwortlichkeit zeigt sich besonders in den Versicherungsdeals mit ZE PAK. Dieser Braunkohlekomplex aus Tagebau und Kraftwerkes bezieht seine Energie zu 95% aus dreckigen Rohstoffen. ZE PAK plant die Erschließung von drei weiteren Tagebauen, mit rund 1 Milliarde Tonnen Braunkohle.
Doch die Klima-Unverantwortlichkeit von Talanx-Töchtern geht noch weiter: Talanx ist Hauptanteilseigner der Hannover RE, und diese agiert als Rückversicherer des staatlichen polnischen Versicherungskonzerns PZU. In dem Maße, in welchem der Marktanteil von PZU beim Versicherungsgeschäft von Minen und fossilen Kraftwerken in Polen steigt, in dem Maße steigt auch die Beteiligung an diesen kontroversen Kohlegeschäften sowie die Mitverantwortung von Hannover RE und folgerichtig auch die der Talanx für dieses klimaschädliche Geschäftsmodell.
Daher verweigern wir Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre dem Vorstand der Talanx-AG für das Geschäftsjahr 2017 die Entlastung.
Gegenantrag zu Tagesordnungspunkt 4, Beschlussfassung über die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2017
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die Mitglieder des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2017 nicht zu entlasten.
Begründung:
Der Aufsichtsrat der Talanx-AG hat es versäumt, den Vorstand anzuweisen, Prozesse im Unternehmen zu etablieren, die auf eine wirkliche Integration „ökologischer, sozialer und Governance-Aspekte“ in seine Geschäftstätigkeit abzielen und die dergestalt sicherstellen, dass eine verantwortungsvolle und auf Nachhaltigkeit basierende Unternehmensführung zur Grundorientierung des Unternehmenshandelns werde.
Daher verweigern wir Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre dem Aufsichtsrat der Talanx-AG für das Geschäftsjahr 2017 die Entlastung.