
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,
mein Name ist Lara Krahlisch und ich spreche für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Ich stehe heute hier, um einen klaren und dringenden Appell an die Deutsche Telekom und insbesondere an den Vorstand zu richten.
Als Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre fordern wir, den Mitgliedern des Vorstands, speziell dem Vorstandsvorsitzenden Herr Höttges, die Entlastung zu verweigern. Unsere Begründung ist klar und unmissverständlich: Der Vorstand der Deutschen Telekom versagt in seiner Verantwortung und gefährdet das Ansehen des Unternehmens.
Ein besonders beunruhigendes Beispiel dafür lieferten Sie, Herr Höttges, auf der weltgrößten Mobilfunkmesse in Barcelona, als Sie am 3. März mit einer skandalösen Aussage für Aufsehen sorgten. Sie forderten dort öffentlich: „Was Europa braucht, ist ein DOGE.“
Sie, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, fragen sich vielleicht: Was genau ist ein „DOGE“?
DOGE ist das Department of Government Efficiency. Die von Tech-Milliardär Elon Musk gesteuerte undurchsichtige Behörde spielt eine zentrale Rolle beim Umbau der US-Regierung. So schloss DOGE die US-Behörde für internationale Entwicklungshilfe, verschuf sich Zugang zum Zahlungssystem des US-Finanzministeriums und soll hinter Entlassungen von Tausenden Mitarbeitenden des US-Sicherheitsapparats stehen. Die von Musk angepriesenen „Einsparungen“ schrumpfen bei genauerem Hinsehen allerdings dramatisch. Ursprünglich prahlte der Space-X-Chef mit angeblich 55 Milliarden US-Dollar an Einsparungen. Unabhängige Analysten konnten echte Einsparungen bestenfalls in Höhe von 2 Milliarden Dollar finden. Darüber hinaus führen die von DOGE initiierten Massenentlassungen von hochqualifiziertem Personal wie z.B. Fluglotsen zu massiven Sicherheitsproblemen.
Wie man sieht, braucht Europa kein DOGE.
Vor vier Wochen stieß ich im Handelsblatt auf einen Artikel, der mich erstaunte: „Telekom-Chef fordert Bürokratieabbau nach Vorbild von Elon Musk.“ Zugleich berichtete die Wirtschaftszeitschrift „Capital“, dass Herr Höttges die zunehmende Regulierungsdichte in Europa beklage und als Lösung radikale Maßnahmen nach dem Vorbild von Elon Musk anstrebe. Diese Aussagen werfen jedoch die Frage auf, inwiefern solche kontroversen Ideen ausgerechnet von einem Unternehmen wie der Deutschen Telekom übernommen werden sollten. Denn wie wir wissen, ist das von Musk initiierte „Department of Government Efficiency“ (DOGE) bekannt für eine Reihe problematischer und teils gefährlicher Maßnahmen. In Anbetracht dieser Hintergründe wirkt es besonders beunruhigend, dass Herr Höttges eine solche Institution als Modell für Europa anführt.
Herr Höttges’ Äußerung, „Was Europa braucht, ist ein DOGE“, ist nicht nur unverantwortlich, sondern stellt auch die grundlegende Frage in den Raum:
Warum wird eine solche Behörde, die in den USA so verheerende Auswirkungen hatte, als Modell für Europa gepriesen?
Was haben Sie, Herr Höttges, zu den gravierenden Folgen der von DOGE initiierten Massenentlassungen und der damit verbundenen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu sagen?
Diese Aussagen werfen nicht nur Fragen hinsichtlich der Kompetenz des Vorstandsvorsitzenden auf, sondern auch bezüglich der Verantwortung des gesamten Vorstands. Indem er solche gefährlichen und unverantwortlichen Ideen propagiert, schadet Herr Höttges dem Ansehen der Deutschen Telekom.
Eine Frage an Sie, Herr Dr. Appel: Wie können Sie es verantworten, einen Vorstandsvorsitzenden zu unterstützen, der durch solche unüberlegten Äußerungen das Vertrauen in das Unternehmen riskiert?
Denn der Aufsichtsrat trägt die Verantwortung dafür, dass der Vorstand nicht nur die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens wahrt, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung ernst nimmt.
Der Aufsichtsrat hat die Pflicht, sicherzustellen, dass die Führung des Unternehmens in einem Rahmen stattfindet, der sowohl ethisch vertretbar als auch langfristig im besten Interesse aller Aktionärinnen und Aktionäre ist. Dies bedeutet, dass skandalöse und leichtfertige Aussagen wie die von Herrn Höttges nicht nur missbilligt, sondern auch Konsequenzen nach sich ziehen müssen.
Daher möchte ich Sie fragen, welche konkreten Schritte Sie unternehmen werden, um sicherzustellen, dass solche unbedachten Äußerungen in Zukunft nicht mehr vorkommen?
Wir sind heute hier, um klarzustellen, dass wir als Aktionärs- und als Menschenrechtsorganisation diese Verantwortung nicht hinnehmen können. Der Aufsichtsrat muss sich von Herrn Höttges’ Äußerung distanzieren und ihn gegebenenfalls abmahnen. Diese Forderung ist nicht nur eine Reaktion auf ein skandalöses Statement, sondern auch ein Aufruf zur Rückkehr zu einem verantwortungsvollen, zukunftsfähigen Kurs für die Deutsche Telekom.
Zum Abschluss noch eine abschließende Frage an den Aufsichtsrat: Wie wollen Sie das Vertrauen der Aktionärinnen, Aktionäre und der breiten Öffentlichkeit in die Deutsche Telekom wiederherstellen, wenn Sie solche schwerwiegenden Fehltritte nicht konsequent ansprechen?
Die Entlastung des Vorstands, und speziell des Vorstandsvorsitzenden, darf in diesem Fall nicht erteilt werden, solange nicht überzeugend und nachhaltig klar wird, dass solche Fehler nicht nur erkannt, sondern auch korrigiert werden. Der Aufsichtsrat muss jetzt handeln – und er muss handeln im Sinne des Unternehmens, im Sinne der Aktionäre und im Sinne einer verantwortungsbewussten Unternehmensführung.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.