„Das betrifft das Wohl des Planeten und das Wohl des Unternehmens gleichermaßen“: Redebeitrag von Pauline Ruprecht auf der TUI Hauptversammlung mit Fragen und Antworten

Sehr geehrter Vorstand, sehr geehrter Aufsichtsrat, verehrte Aktionär*innen,

Mein Name ist Pauline Ruprecht und ich spreche heute als Vertreterin des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Unser Anliegen betrifft das Wohl des Planeten und das Wohl des Unternehmens gleichermaßen. Während TUI in den vergangenen Jahren einige Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit angedeutet hat, sind die tatsächlichen Ergebnisse bisher unzureichend, um den hohen Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden.

Sie betonen zwar, wie wichtig Klimaschutz und Nachhaltigkeit für TUI sind, die Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2024 zeigen jedoch ein anderes Bild. Die Treibhausgasemissionen sind erneut gestiegen. Eine solche Entwicklung widerspricht dem Ziel, das sich das Unternehmen gesetzt hat, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Und wenn wir ehrlich sind: Angesichts der jetzigen Geschäftspraxis ist es schwer nachvollziehbar, wie diese Klimaziele tatsächlich erreicht werden sollen.

Deswegen fordern wir eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den langfristigen Konsequenzen der derzeitigen Praktiken. Der Klimawandel wartet nicht, und es ist an der Zeit, dass TUI das gleiche Tempo bei der Emissionsreduktion aufnimmt, das es bei der Expansion seiner Geschäftsfelder gezeigt hat. Dies bezüglich möchte ich Ihnen nun einige Fragen stellen und bitte Sie diese vollständig zu beantworten.

  1. TUI hat im Geschäftsjahr 2024 einen Anstieg der Gesamtemissionen um 2,3% verzeichnet. Sie begründen den Anstieg mit ausgeweiteten Geschäftsaktivitäten und Ausbau. Wie lässt sich die Ausweitung des Geschäfts mit dem Ziel der Klimaneutralität vereinen, obwohl damit anscheinend höhere Emissionen einhergehen?
  2. Ihre Emissionen im Bereich Airlines sind um 2,3%, bei der Gästebeförderung um etwa 11% gestiegen, im Bereich Hotel aber um 3,8%. Aus welchen Gründen sind die Emissionen im Hotelsektor um diesen Wert gestiegen? Warum sind die Emissionen in der Gästebeförderung an Land so drastisch gestiegen? Man würde ja bei gleichbleibenden Bedingungen davon ausgehen, dass, wenn Sie mehr Betrieb in den Hotels haben, etwa im gleichen Maße die Aktivität im Transportationsbereich steigt, schließlich müssen die Menschen in ihren Urlaub transportiert werden.
  3. TUI betreibt einige seiner Kreuzfahrtschiffe mit LNG, um Emissionen zu reduzieren. Doch LNG ist keineswegs die Lösung für den Klimawandel wie es mein Kollege bereits dargestellt hat. Warum wird diese Technologie weiterhin als „klimafreundlich“ dargestellt, ohne ausreichend auf die negativen Auswirkungen in der Gesamtbilanz der Emissionen einzugehen?
  4. Haben Sie die langfristigen finanziellen Folgen für TUI im Blick, die sich aus einer unzureichenden Berücksichtigung der Klimagesetzgebung und den dadurch entstehenden CO2-Preisen ergeben könnten? Wie sichern Sie sich gegen die steigenden Kosten durch Emissionszertifikate, insbesondere im Hinblick auf die Schifffahrt und den Luftverkehr, ab?
  5. Sie behaupten, dass die TUI-Airline durch die Einführung neuer, effizienterer Flugzeuge und durch verschiedene operative Maßnahmen ihre CO2-Emissionen optimiert. Aber gibt es noch viele ungenutzte Einsparpotenziale. Welche weiteren Maßnahmen können Sie ergreifen, um die Emissionen im Flugverkehr noch drastischer zu senken? Gibt es Pläne, auch die Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe in größerem Umfang umzusetzen, und wenn ja, warum wurde diese Strategie bisher nicht weiterverfolgt?
  6. Zuletzt noch eine Frage zu neusten Entwicklungen in Ihrem Unternehmen: Sie berichten, dass Sie seit diesem Jahr Künstliche Intelligenz einsetzen, – ich zitiere – „um die Arbeit für Mitarbeitenden zu erleichtern, Innovationen zu fördern und die Effizienz zu steigern“ Bei welchen konkreten Abläufen setzen Sie KI ein? Auf welche Weise setzen Sie KI dort ein? Welche Auswirkungen könnte dieser Einsatz in Zukunft auf das Personal und das Personalmanagement haben?

Ich danke ihnen im Voraus für vollständige Antworten auf diese Fragen.

Abschließend möchte ich noch einmal betonen: Es ist an der Zeit, dass TUI Verantwortung übernimmt und einen echten Wandel hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell vollzieht. Nur so kann das Unternehmen langfristig erfolgreich bleiben, ohne dabei den Planeten und die eigenen Geschäfte zu gefährden. Wegen der genannten Kritikpunkte werden wir den Vorstand und den Aufsichtsrat nicht entlasten. Wir fordern den Konzern auf, sich nicht nur weiterhin als Vorreiter im Bereich Klimaschutz zu positionieren, sondern auch die notwendigen Schritte zu unternehmen, Nachhaltigkeit endlich in den Mittelpunkt des Geschäfts zu stellen.

Vielen Dank.

Zusammenfassung und Auswahl der Antworten von Herrn Ebel, Vorstandsvorsitzender

Der Vorstand betonte immer wieder sein Engagement und Investitionen in dem Bereich.

  1. Anstieg der Emissionen: „Wenn wir ein Hotel erwerben, dann haben wir einen Status vor dem Erwerb, wir beginnen Investitionen und beginnen zu reduzieren. Das heißt, wir schauen uns jeden Teil der Wertschöpfungskette an und wo wir reduzieren können.“
  2. Emissionen im Bereich Airlines und Hotel: „Wir haben unsere Aktivitäten im Flugbereich ausgeweitet, deswegen hat es eine absolute Erhöhung gegeben. Die Emissionen pro Passagier sind um 1% gesunken. Gleiches gilt im Hotelbereich. Wir können feststellen, dass CO2-Emissionen pro Übernachtung um 11,2% gesunken sind. Was auch wichtig ist: Wir nutzen nicht die Grünstrom-Zertifikate.“
  3. Betrieb von Kreuzfahrtschiffen mit LNG: „Es gibt zwei LNG-Schiffe. Bei Mein Schiff 1 bis 7, da gehen wir davon aus, dass nach dem erfolgreichen Testen im nächsten Jahr durch Ethanol weiter ein Ausbau passieren kann. LNG ist Zwischenschritt, bis klimafreundliche E- und Bio-LNG da sind.“
  4. Steigende Kosten durch Emissionszertifikate: „Vermeiden ist absolut die Aufgabe von heute. Der Rest, gerade bei Flugzeugen, wird dann über Optionen abgesichert, aber das ist für uns immer nur die zweitbeste Alternative.“
  5. Maßnahmen im Flugverkehr: „Bei Flugzeugkraftstoffen ist es schwierig. Wir haben dort 24%-Reduktionsziele bis 2030. Ich glaube, wir kommen dort an eine technische Grenze von 40%. Das würde aber bedeuten, dass wir nicht nur die neuste Flotte umstellen. Aber wir hätten auch, wenn es eine europäische Flugsicherung gäbe – da komme ich wieder zu dem Thema Bürokratie – sicherlich die Chance 10% weiter zu senken. Die verbleibenden 60% sind durch neue Kraftstoffe lösbar, leider hat die Bundesregierung von heute auf morgen vor einigen Monaten die Unterstützung, einige Milliarden, gekürzt, die dafür gedacht waren. Wir versuchen uns dort im Rahmen unserer Möglichkeiten zu positionieren. Ohne staatliche Unterstützung ist ein Umstieg aber nicht möglich.“
  6. Einsatz von Künstlicher Intelligenz: „Wir setzen KI an verschiedenen Stellen ein. Das sind repetitive Themen, wenn Kunden Nachfragen oder Hotelinformationen haben wollen. Dann kann hier Unterstützung im Service durch schnelleren Zugriff auf Daten auch ohne Mitarbeiter stattfinden. Außerdem bieten wir mittlerweile eine App an, über die sie mit uns kommunizieren können und die KI Fragen beantworten kann. Wir setzen KI auch bei der vorausschauenden Wartung von Flugzeugen ein. Wir sehen das als Chance, nicht als Bedrohung. Deswegen haben wir auch mit den Mitarbeitern eine Vereinbarung getroffen und man sieht, dass viele an den Trainings zu dem Thema teilnehmen.“

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