Rede von Hanna Poddig

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

ich freue mich, dass mein Vorrredner bereits darauf hingewiesen hat und ich somit nicht die erste bin, der auffällt, dass ich hier heute die erste Frau bin, die überhaupt auf dieser Hauptversammlung redet. Ein Armutszeugnis nach zehn Aktionärsbeiträgen und diversen Berichten von Aufsichtsrat und Vorstand.

Ich bin hier heute als Aktionärin über den Dachverband der kritischen Aktionär_innen. Ich war in der Vergangenheit bereits schon einmal hier, damals noch wegen der Beteiligung an Hapag-Llloyd und damit an Atomtransporten. Das ist mittlerweile Geschichte, denn die Anteile wurden verkauft. Doch für mich als Umweltaktivistin gibt es noch immer zahlreiche Gründe, mich kritisch zu Wort zu melden.

An vielen Stellen zerstört Tourismus die Schönheit und Natur der Gebiete, die besucht werden sollen, die tollen Projekte, die TUI hier in den Katalogen für Nachhaltigkeit bewirbt, ändern nur wenig daran.

Ein Beispiel ist der voran getriebene Klimawandel durch den CO2-, Schwefel- und Rußpartikelausstoß von Flugzeugflotte und Kreuzfahrtschiffen. Dass Flugzeuge weil sie in hohen Luftschichten unterwegs sind im besonderen Maße zur Verstärkung des Klimawandels beitragen, ist bekannt – und dennoch steigt die Anzahl der Flugreisen und der damit zurückgelegten Kilometer unaufhörlich. Helfen würde nur eine drastische Reduzierung des Flugverkehrs ingesamt.

Deshalb frage ich:

  • Warum bietet TUI auch deutsche Inlandsflüge an?
  • Was wird unternommen damit Menschen auf alternative Verkehrsmittel umsteigen? Gerade hinsichtlich des bevorstehenden Wechsels von Herrn Zetsche von Daimler an die Spitze des Aufsichtsrates habe ich erhebliche Zweifel, inwieweit TUI hier Teil einer dringend notwendigen Verkehrswende sein kann.
  • Was wird unternommen um Urlaub in beispielsweise mit Bahn oder Bus erreichbaren Destinationen zu fördern?

A pro pos Flugverkehr: Nicht nur auf Hauptversammlungen, auch an anderen Orten gibt es Widerstand. Mit berechenbarer Regelmäßigkeit wird uns seit den 80ern versprochen in Frankfurt würden niemals wieder Bäume für den Ausbau des Flughafens fallen und doch ist erneut die Fällung eines Waldes in Aussicht. Dort findet aktuell eine Baumbesetzung im Treburer Oberwald statt, die ich an dieser Stelle ganz herzlich solidarisch grüßen möchte.

Auch bei der Kreuzfahrtschifffahrt entstehen viele Abgase. Dass auch TUI Schweröl benutzt, welches zu einem hohen Schwefel-, Rußpartikel- und C02-Ausstoß führt, zeigt, dass Nachhaltigkeit auch hier nur da gefördert wird, wo sie nichts kostet. So lange es billiger ist, mit Schweröl zu fahren nutzt auch TUI das da wo es nicht verboten ist. Dabei setzten sich Rußpartikel auf den Gletschern von Arktis und Antarktis ab und führen dazu, dass das Eis noch schneller schmilzt – und damit zu steigenden Meeresspiegeln und versinkenden Inseln. Inseln, die dann niemand mehr besuchen kann.

Ich fordere, dass TUI ganz auf den Einsatz von Schweröl verzichtet, unabhängig von den gesetzlichen Vorgaben der jeweiligen Regionen.

Meine Frage dazu:

  • Wie hoch ist der Anteil der verwenden Treibstroffe im Kreuzfahrtbereich jeweils?
  • Werden die gerade im Bau befindlichen Kreuzfahrtschiffe mit einem Flüssiggas (LNG)- Antrieb ausgestattet? Ist geplant nur diesen zu benutzen?
  • Wie hat sich der Ausstoß von Schwefeloxiden und Stickoxiden der Kreuzfahrschiffe im letzten Jahr verändert? Pro Person ist der CO2-Ausstoß zwar im Berichtszeitraum marginal zurückgegangen, insgesamt jedoch stieg er laut Geschäftsbericht allein im letzten Jahr um über 5 %. Das ist alles andere als ein Erfolg!
  • Wie verträgt sich der Einsatz von Schweröl mit den Sustainable Development Goals der UN, in denen unter anderem Maßnahmen zum Klimaschutz gefordert werden? (Ziel 13)

Im letzten Jahr betonte der Vorstand mit Schwefelfiltern und Katalysatoren zu arbeiten um die Reduzierung der Luftbelastung zu erreichen.

Ich frage deshalb:

  • Auf welchen Kreuzfahrtschiffen der TUI Cruises und Hapag-Lloyd Cruises sind jeweils Schwefelfilter und Katalysatoren eingesetzt, auf welchen nicht?
  • Auf wie vielen Schiffen gibt es Landstromaggegrate? Wie oft wurden diese bentutzt?
  • Zu Filteraggregaten wurde gesagt, diese nähmen viel Platz ein, was ein Grund wäre sie nicht einzubauen: Wie viel m³ nimmt Anlage ein? Wie viel Einnahmen generiert Vermietung von gleichem Platz an Passagiere? Wie viel Platz nimmt Passagier-Kabine der teuersten Klasse ein?

Es mag Sie überraschen, aber ich möchte mich an dieser Stelle explizit einem meiner Vorrredner anschließen, der vorschlug, die Vergütung des Vorstands an einen realen Rückgang von CO2- Ausstoß, Müllproduktion und Wasserverbrauch zu koppeln. Der TUI Konzern ist mit dem Umweltstandard ISO-14001 zertifiziert. Das klingt vielleicht gut, aber mit dem gleichen Standard ist auch das Atomkraftwerk Fessenheim für seine Bemühungen beim Orchideenschutz, der deutsche Stromkonzern EnBW und die Urananreicherungsanlage in Gronau zertifiziert, was über den Wert dieser Zertfizierung schon einiges aussagen sollte. Dabei geht es darum, sich selbst als Unternehmen Ziele zu setzen und sich zu bemühen, rechtliche Verpflichtungen einzuhalten – sich zu bemühen reicht, eine Einhaltung ist nicht erforderlich. Ich halte das einzig und allein für Greenwashing, dennoch möchte ich nachfragen:

  • Welche Ziele hat sich TUI in dem Rahmen der Zertifizierung überhaupt gesetzt?
  • Wurden diese erreicht?
  • Warum trinkt auf der TUI-Hauptversammlung der Vorstand aus Plastikflaschen wenn diese auf Kreuzfahrtschiffen aus angeblichen Umweltschutzgründen verbannt sind? Wird dort eigentlich auch das Mikroplastik in Shampoo verboten, welches über Fische auch in die menschliche Nahrung gelangt?

Weil also alle Maßnahmen zum Umweltschutz mehr davon ablenken sollen, wie groß die Zerstörungen durch Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe tatsächlich sind, gibt es auch Proteste dagegen. Ein Beispiel dafür ist Venedig. Dort verursachen die Kreuzfahrtschiffe nicht nur eine ähnlich hohe Feinstaubbelastung wie an einer viel befahrenen Straße einer Großstadt (im autofreien Venedig), sondern zerstören auch gleich die empfindlichen Fundamente der Stadt. Deshalb regt sich seit Jahren Widerstand dagegen, zuletzt gab es im September eine Blockade von Kreuzfahrtschiffen mittels kleinen Booten. Resultat war ein angekündigtes Verbot für riesige Schiffe in die Altstadt von Venedig zu fahren.

Dazu frage ich TUI:

  • Fahren die TUI-Schiffe weiterhin in die Lagune von Venedig ein, in dem Wissen, dass die dortige Bevölkerung das ablehnt?
  • Ist TUI von den Fahrverboten betroffen?
  • Welche sonstigen Proteste gegen Kreuzfahrtschifffahrt sind der TUI bekannt? Ich würde mir wünschen, dass Sie die Umweltzerstörungen durch Flugreisen und Kreuzfahrtschiffe einstellen und eine andere Art Urlaub zu machen fördern würden.

Mir ist klar, dass ich hier mit diesem Anliegen vor allem auf viele taube Ohren stoßen werde, denn ich weiß, dass es hier vor allem darum geht, Profit zu machen, auf wessen Kosten ist da egal. Wären die Auswirkungen der TUI-Politik nicht derart fatal, würde ich mir diese langweiligen Hauptversammlungen nicht antun. A pro pos antun: Solange die TUI diesem Planeten so vieles antut, werde ich wieder kommen und wir werden weiter gegen Kreuzfahrtreisen und Flugverkehr aktiv werden, egal ob hier oder direkt an den Schiffen, Häfen oder Flughäfen.

 

 

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