Rede von Martin Hundhausen

Liebe Klein-Aktionäre der Umweltbank:

An Sie möchte ich mich hier in erster Linie wenden. Sie hier im Saal und vor allem die schweigende Mehrheit, die hier gar nicht vertreten ist – wir haben über 80% der Aktien, aber zwei Lager versuchen hier für uns entscheiden, aber vertreten selbst eigene Interessen. Dies ist in der HV der Umweltbank nichts neues: Der Hauptaktionär UVM hat schon seit Jahren hier alle Entscheidungen durchsetzen können. Satzungsänderungen, Wahl der Aufsichtsratsmitglieder hat der ehemalige Vorstand Popp stets dominieren können.

Heute erleben wir allerdings einen „Lagerkampf“, von dem wir den Ausgang nicht kennen. Das UVM Aktienpaket wird durch die GLS-Bank kontrolliert und hat hier etwa die Hälfte. GLS möchte die Mehrheit im AR besetzen. Der Vorstand und der amtierende AR stemmen sich dagegen. Viele Stimmen wurden an die Umweltbank übertragen und werden wohl eingesetzt, um die alten Mannschaft im AR zu stützen. Zum ersten Mal werden evtl. wir hier im Saal entscheiden können, weil diese Lager einander entgegen stehen.

Das Verfahren halte ich für unwürdig. Der AR der Umweltbank argumentiert, dass hier die GLS-Bank nicht die 80% Klein-Aktionäre dominieren dürfe, Die GLS-Bank argumentiert, dass die geplante neue Besetzung für die 80% gut sei. Nur: wir sind eher ein Objekt, als ein Souverän, weil von diesen 80% nur ein kleiner Teil hier aktiv im Saal entscheiden kann.

Dies gefällt mir nicht und ich denke, dass wir das stoppen sollten und der neue AR in einer aoHV bestimmt werden sollte und jeder schon mit der Einladung darüber informiert wird. Heute ist das nicht der Fall!

Ich will Ihnen sagen, warum beide Optionen nicht gut sind:

Wunsch der bisherigen Mannschaft ist eine weitere AR-Amtszeit über drei Jahre. Das behindert die Chance auf Veränderungen, die die UB dringend braucht. Zu den Personen: Günther Hofmann, bald über 70, ist seit 19 Jahren im AR. Er war und ist wohl immer noch Dienstleister für die Umweltbank – er ist nicht unabhängig, wie es für ein Mitglied eines Kontrollgremiums sein müsste.  Herr Popp wollte aber keinen unabhängigen AR. Auch Herr Klotz war an den Vorbereitungen zur Gründung seit 1993 beteiligt. 25 Jahre – wird man da nicht betriebsblind?

Aber die GLS-Alternative wirft Fragen auf. GLS will die volle Kontrolle des Aufsichtsrat und könnte dann den Vorstand austauschen. Das ist unangemessen. Eine Mehrheit im AR für einen Aktionär, der „nur“ 15.6% der Stimmen hat. Schon eine Person durch GLS wäre eine Überrepresentaton! Der Stil ist merkwürdig: Im letzten Moment werden 2 Wochen vor der Versammlung Gegenanträge gestellt, so dass die schweigende Mehrheit nichts mit bekommt. Warum wurden nicht ganz offiziell Anträge noch vor Versand der Versammlung gestellt? Und dann die Kandidaten: Frau Stremlau gehörte jahrelang der imug an, die Dienstleistungen für nachhaltige Finanzprodukte erbringt. Imug ist von Bank-aufträgen abhängig. Inzwischen ist sie im Vorstand der Hannoverschen Kassen. In ihrem AR ist der Vorstand der GLS-Bank, der sie um die Kandidatur unseres AR gebeten hat. Warum wird diese Abhängigkeit im Gegenantrag nicht benannt?

Der zweite Kandidat, Dr. Hermann Falk ist Vorstand von GLS-Treuhand. GLS-Treuhand ist ein Verein, dessen Mitglieder nur gemeinnützige Organisatoren sind – die GLS-Bank kann gar kein Mitglied sein. Allerdings wird GLS Bank als Partner benannt und GLS Treuhand hat Anteile an der GLS-Bank. Indirekt ist aber die GLS-Bank über einen anderen Verein Mitglied. Auch das hätte man sauberer darstellen müssen.

Nach Wunsch von Herrn Jorberg sollen nun diese beiden Kandidaten den AR der Umweltbank dominieren – kurz danach kann der Vorstand ausgetauscht werden. Nicht undenkbar ist, dass Herr Popp (Verkäufer der Aktien) bei der Besetzung gefragt wird. Popp und Umweltbank scheinen inzwischen aber total zerstritten.

Ich verstehe nicht, dass die beiden Lager unter Beteiligung weiterer Personen einen sinnvollen Vorschlag für die Zukunft machen. Keine Betriebsblinden Mitglieder, aber auch keine Dominanz von Kontakten des Großaktionärs. Der Aufsichtsrat ist m.E. auch zu klein. Herrn Popp passte das sicher – man kannte sich und konnte sich einschätzen. So sollte es aber nicht bleiben.

Ein Problem sehe ich noch: Der Aktiendeal muss von der bafin genehmigt werden. Das ist laut KWG §2 so vorgeschrieben. Die Genehmigung müsste eigentlich in 60 Tagen erteilt werden – dazu war nach meiner Rechnung Zeit – es dauert länger. Anscheinend wurden nicht alle notwendigen Unterlagen vorgelegt. Dass der Käufer nun schon Einfluss ausüben will wird die bafin nicht begeistern. Was, wenn die Genehmigung scheitert? Der AR wird für 3 Jahre gewählt!

So geht das nicht. Beide Seiten müssen hier von ihrem Anspruch herunter, damit kein Schaden entsteht. Der neue AR muss sehen, dass Schaden abgewandt wird und dass der schlechte Ruf der Umweltbank wieder repariert wird. Ich habe so viele ehem. Kunden erlebt, die sich abgewandt haben. Kunden und Anlegerinteressen werden hier nicht ernst genommen – die Aera Popp hat die Bank sehr stark beeinflusst. Ich vermisse im Aufsichtsrat jemanden, der sich nicht als Gegner von Kunden und Anlegern sieht, sondern auf deren Bedürfnisse hinweist.

Aus diesen Gründen hat der Dachverband der kritischen Aktionäre den Antrag gestellt, die AR-Wahl heute abzusetzen und innerhalb von 4 Monaten eine aoHV einzuberufen, in der dann ein ordentliches Konzept für die Zukunft vorgestellt wird und in der die Aktionäre dann den AR wählen können. Ohne all die hier erwähnten Probleme.

Liebe Aktionäre dieser HV: Unterstützen Sie diesen Antrag. Lassen Sie uns etwas gutes für die Zukunft der Umweltbank machen, die nicht mehr ausschliesslich durch Stippenzieher kontrolliert wird, sondern transparent auch von den Aktionären mitgestaltet weren kann!

Gleichzeitig bitte ich Sie, eine Vollmacht an den Dachverband der kritischen Aktionäre auszustellen, damit wir gemeinsam das Recht bekommen, eine aoHV zu fordern und Anträge für die HV zu stellen.

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