„Ein von der Allgemeinheit geretteter Konzern muss auch der Allgemeinheit dienen“: Rede von Mara Kleine, Fridays for Future

Hallo,
Ich bin Mara Kleine. Ich bin Klimagerechtigkeitsaktivistin bei Fridays for Future und ich darf dank der Kritischen Aktionäre heute hier reden.

Ich habe Angst. Ich habe Angst, weil die Klimakrise längst da ist und Uniper sie noch weiter befeuert. Ich bin sauer. Ich bin sauer, weil die Klimakrise ungerecht ist und Uniper mit fossilen Projekten Menschenrechte gefährdet.

Ich habe Angst und Ich bin sauer. Ich bitte sie darum mir zuzuhören. Ich bitte sie darum meine Worte zu Herzen zu nehmen. Ich bitte sie darum ihr Handeln, als Unternehmen zu überdenken und zu verändern.

Ich habe Angst und ich bin sauer!

Ich beantrage die Mitglieder des Vorstands nicht zu entlasten.

Der Vorstand der Uniper SE hat weiterhin keinen klaren Transformationsplan vorgelegt, der die Firmenstrategie in Einklang mit den Klimazielen bringt.
Stattdessen werden alte Fehler mit dem Bau von langfristigen LNG-Projekte wiederholt.
Der Aufsichtsrat von Uniper SE nimmt seine Pflicht zur Kontrolle des Vorstands nicht ausreichend wahr.
Er hat nicht genügend dafür getan, dass der Ausstieg aus der Kohleverstromung beschleunigt und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in der Lieferkette umgesetzt werden.

Als staatliches Unternehmen muss Uniper nun eine Vorreiterrolle bei der Achtung umwelt- und menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten einnehmen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.

Uniper wurde vom Staat gerettet mit unseren Steuergeldern. Ein von der Allgemeinheit geretteter Konzern muss auch der Allgemeinheit dienen. Hier passiert genau das Gegenteil.

Wenn man sich Unipers Nachhaltigkeitsbericht durchliest, denkt man sich: ja ist alles gut. Uniper nimmt die Klimakrise ernst. Uniper will hin zu den Erneuerbaren, will Biodervisität schützen. Wenn man sich den Nachhaltigkeitsbericht durchliest, denkt man, dass bei der Hauptversammlung eigentlich keine wütende, verzweifelte Klimaaktivistin mehr stehen muss.

Aber ich muss hier stehen, weil es an der Umsetzung scheitert. Viele schöne Worte, viel Greenwashing. Nicht genügend Taten.

Deshalb muss ich hier stehen und sie immer noch dran erinnern: Die Klimakrise ist da. Wir müssen weg von dem fossilen Wahnsinn und rein in der Erneuerbaren und zwar jetzt. Wir müssen jetzt anfangen mit vollster Kraft zu handeln!
In dem Bericht steht Uniper macht trotz Energiekrise keine Abstriche beim Klimaschutz. Warum ist das nicht wirklich so? Warum halten sie sich nicht an ihr Wort?

LNG-Terminals werden weltweit ausgebaut. Nicht kurzfristig, sondern langfristig Verträge werden unterzeichnet.
Uniper hat einen Kaufvertrag mit einer Laufzeit von 13 Jahren für LNG aus Scarborough, Australien, abgeschlossen. Scarborough wird Emissionen ausstoßen, die etwa dem Ausstoß von 15 Kohlekraftwerken entsprechen. Das Projekt ist in einem der kulturell und ökologisch bedeutendsten Gebiete Westaustraliens geplant. Die Gasproduktion findet im Meer in einem äußerst sensiblen Ökosystem statt. Es wird Wanderrouten von Walen gefährden sowie Delfine, Schildkröten und andere Arten. Am Standort der Gasverarbeitung werden die Emissionen weltweit bedeutsame Felskunst der Aborigines beschädigen.

Damit nicht genug. Uniper investiert in immer mehr fossile Projekte. Das ist keine Energiewende. Das ist ein Energie-weiter so!

Uniper bezieht Gas von SOCAR, der staatlichen Ölgesellschaft der Republik Aserbaidschan. Bis zu 1,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas sollen bis 2045 jedes Jahr nach Europa fließen. SOCAR ist eine Haupteinnahmequelle für das Alijew-Regime, das für Menschenrechtsverletzungen im Land bekannt ist.

Über 23 Prozent der 2022 von Uniper unter Direktverträgen bezogene Kohle stammt aus Kolumbien. Es ist erwiesen, dass die größten Kohleexporteure in Kolumbien zahlreiche Menschenrechts- und Umweltverletzungen begangen haben, von denen vor allem die in den Abbaugebieten lebenden Gemeinden betroffen sind.

Es ist übrigens auch keine Lösung Kohlekraftwerke, wie Datteln vier jetzt einfach zu verkaufen und sich somit eine bessere Klimabilanz zu ermogeln. Ganz nach dem Motto: nach uns die Sinnflut. Stehen sie zu ihren Fehlern und machen sie es besser!

Ich fordere, wir fordern, wir bitten Sie:

Die Substitution russischer Energielieferungen darf die Probleme nicht in andere Länder mit autokratischen Regimen wie Aserbaidschan oder Saudi-Arabien verlagern. Die Lieferverträge für Kohle und Erdgas und genaue Lieferanten müssen endlich offengelegt und Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in der Lieferkette vermieden werden.
Fossile Projekte führen oft zu Menschenrechtsverletzungen. Fossile Projekte kosten Menschenleben. Sie feuern die Klimakrise weiter an, sie zerstören Lebensgrundlagen, sie zerstören lokale Kulturen. Fossile Projekte, fossile Abhängigkeiten führen zu Kriegen. Ich dachte das hätten wir jetzt alle gelernt.

Es muss doch nicht so sein. Macht doch nicht immer und immer weiter die gleichen Fehler. Was muss noch passieren? Wie viele Menschen müssen noch sterben, wie sehr muss die Klimakrise noch eskalieren, bis sie nicht nur von Kilmaschutz reden, sondern ihn wirklich umsetzen?

Sie haben die Chance Verantwortung zu übernehmen. Nutzen sie diese. Anstatt weiter Menschen das Leben zur Hölle zu machen mit fossilen Projekten.

Sie können es sich nicht mehr leisten nichts zu tun. Wir können es uns nicht mehr leisten nichts zu tun.
Alle beteuern, wie ernst sie das Problem nehmen. Jetzt sprechen alle von Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Doch anstatt spürbaren, messbaren Taten, die es braucht fließt nun Geld in PR-Abteilungen und nicht in Emissionsreduktion. Das prangern wir an!

Wir können uns keine grünen Märchen mehr leisten. Wir brauchen Taten, wir brauchen genaue Pläne.
An den Vorstand möchte ich folgende Frage richten:

Was ist ihr Plan für einen Ausstieg aus der Finanzierung, Versicherung und Durchführung von fossilen Projekten im Rahmen des 1,5 Grad Ziels?
Was möchte Uniper in Zukunft für ein Unternehmen sein und was wollen sie dafür tun?
Wann werden sie die menschenverachtenden fossilen Projekte in Kolumbien, Australien und Aserbaidschan stoppen und endlich ausreichend in erneuerbare Energien investieren?

Als kritische Aktionär*innen, als FridaysforFuture werden wir nicht locker lassen. Wir werden weiterhin auf die Straße gehen und wir werden weiterhin den fossilen Wahnsinn den Uniper betreibt aufzeigen.

Dankeschön.

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