Volkswagen-Hauptversammlung: Konzentration auf gewinnstarke Fahrzeuge gefährdet Unternehmens-DNA – Kleine E-Modelle überfällig

Wolfsburg/Berlin/Köln. Die diesjährige Dividende der Volkswagen AG lässt darauf schließen, dass 2021 ein erfolgreiches Jahr für den Konzern war. Zwar sanken die Verkaufszahlen, doch Umsatz und Gewinn konnten im gleichen Zeitraum deutlich zulegen – mitten in vermeintlichen Krisen und Lieferengpässen. Ursachen für die guten Zahlen sind unter anderem die Konzentration auf besonders gewinnstarke, meist große Fahrzeuge. Elektroautos wurden in Europa wohl gerade so viele verkauft, wie nötig waren, um die CO2-Vorgaben der EU einzuhalten. Kritikwürdig ist zudem die Praxis, dass staatliche Hilfen, wie das seit geraumer Zeit aus Steuermitteln bezahlte Kurzarbeitergeld, trotz guter Zahlen als Instrument zur Gewinnsteigerung genutzt wurde.

„Mit weniger Autos mehr Gewinn erzielen, das dürfte den Aktionär*innen gefallen“, erklärt Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Mitglied im Vorstand des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Dass dies jedoch mit einem Verlust der Konzern-DNA einhergeht, schon nicht mehr allen. Immer mehr große, schwere und oft übermotorisierte Autos sind mit Blick auf Energie- und Ressourcenverbrauch der falsche Weg, auch wenn sie zukünftig vermehrt elektrisch fahren. Volkswagen stand Jahrzehnte für eine erschwingliche Automobilität für alle. Jetzt muss der Konzern eine erschwingliche und nachhaltige Mobilität für alle zum Leitbild machen. Der Plan bis 2025 einen SUV-Anteil von 50 Prozent im Konzern zu verwirklichen steht dem entgegen.“

Gleichzeitig gibt es Kritik, dass Volkswagen seine Autohäuser auf ihrem Weg zur Elektromobilität nicht unterstützt und ihnen sogar noch Steine in den Weg legt. So würden E-Autos teilweise kontingentiert, sprich ihre Verkaufszahlen zu Gunsten von Verbrennern und Plug-in-Hybriden eingeschränkt.

Hilgenberg kritisiert: „Wenn wir uns Berichte über lange Lieferzeiten bei E-Autos anschauen, kommt der Eindruck auf, dass VW in Europa gerade so viele elektrische Fahrzeuge verkauft, um die EU-Flottengrenzwerte ziemlich genau einzuhalten. Hier spielen zwar auch Plug-in-Hybride mit ihren unrealistisch niedrigen, offiziellen Verbrauchsangaben eine wichtige Rolle, aber mit Zulassungen reiner E-Autos, wie dem viel gefragten e-up!, kann hier schnell und zielgenau gesteuert werden. Ein vermehrter Absatz von E-Autos, besonders von kleinen wie dem e-up!, würde VW gut zu Gesicht stehen. Stattdessen konzentriert sich der Konzern aber vermehrt auf große, schwere Fahrzeuge, mit der Gefahr, dass ein ganzes Segment zukünftig aus China bedient wird. Kleine E-Modelle wie der ID1 und ID2 sind überfällig, sollen aber erst 2025 kommen.“

Seit diesem Jahr muss die Volkswagen AG die Realverbräuche ihrer in Europa verkauften Pkw an die EU-Kommission übermitteln. „Das ist eine Entwicklung, auf die wir lange hingearbeitet haben. Das Schönrechnen von Verbräuchen und CO2-Emissionen auf Prüfständen muss jetzt endlich ein Ende haben. Volkswagen muss hier gegenüber seinen Kund*innen transparenter werden und die aus den Fahrzeugen ausgelesenen, realen Verbrauchswerte veröffentlichen. Wer ein neues Auto kauft, hat es verdient zu erfahren, was dieses Auto tatsächlich verbraucht“, so Hilgenberg abschließend.

Infos: Fragen und Gegenantrag: https://www.kritischeaktionaere.de/category/volkswagen/

Kontakt:

Markus Dufner, Geschäftsführer Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Tel.: 0221/5995647, dachverband[at]kritischeaktionaere.de

Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik BUND, Tel. 030-27586467, jens.hilgenberg[at]bund.net

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