Rede auf Protestaktion vor der Vonovia Hauptversammlung von Pauline Ruprecht, Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Wohnen ist ein Menschenrecht. Als Kritische Aktionärinnen und Aktionäre setzen wir uns für die Einhaltung von Menschenrechten bei Unternehmen ein. Wir verurteilen den Umgang der Vonovia mit ihren Mieter*innen scharf. Hohe, intransparente Nachzahlungsforderungen im vierstelligen Bereich, enorme Nebenkostenabrechnungen und unverhältnismäßige Mieterhöhungen bedrohen die Existenz vieler Menschen in Deutschland. Menschen sind auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen. Bei all den Millionen, mit denen der Vorstand in dieser Zentrale jongliert, mag einer vielleicht vergessen, wie viel 3000 Euro für den gewöhnlichen Bürger sind. Doch die maßlosen Rechnungen stürzen viele Menschen in eine Krise. Nicht nur wird die Lebensqualität der Vonovia-Mieter*innen durch schlechte Instandhaltung und nicht behobenen Mängeln eingeschränkt – enorme plötzliche und ungerechtfertigte Kosten belasten die Mieter*innen existentiell.
Neben der sozialen Verantwortung vernachlässigt die Vonovia ihre Pflichten gegenüber unserem Planeten. Während die Vonovia selbst mit „grüner Transformation“ wirbt, landet der Konzern nach einer Studie der Union Investment in Sachen Dekarbonisierung unter den DAX-Unternehmen auf dem drittletzten Platz. Der Gebäudesektor macht in Deutschland etwa 15 Prozent der Treibhausgasemissionen aus. Vonovia, die sich selbst als „Marktführer“ bezeichnet, muss der ökologischen Verantwortung, die damit einhergeht, gerecht werden.
Mit der Einverleibung von Deutsche Wohnen steigert Vonovia ihre Macht und ihren Einfluss noch. Diese Machtkonzentration vergrößert den Einfluss Vonovias auf Kommunen und Politik. Für die Mieter*innen bedeutet es noch mehr Ausbeutung und Abzocke. Es ist zu befürchten, dass Kostenfallen und Mieterhöhungen in Zukunft auch den Mieterinnen und Mietern der Deutschen Wohnen drohen.
Wir fordern die Öffentlichkeit auf, aktiv zu werden und den Konzern endlich zur Verantwortung zu ziehen!
Wir fordern von der Politik, die Interessen der Mieter*innen zu priorisieren, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und wirksame Maßnahmen zum Schutz der Mieter*innen zu ergreifen!
Wir fordern von Vonovia, ihre gesellschaftsschädlichen Machenschaften zu beenden und sich endlich ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung zu stellen!
Fragen in der Hauptversammlung von Pauline Ruprecht, Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat, sehr geehrte Aktionär*innen,
mit den uns übertragenen Stimmrechten fordern wir von Ihnen deutlich mehr Investitionen und konkrete Maßnahmen für eine sozial- und klimagerechte Transformation im Wohnungsmarkt. Wir fordern dies auf Grundlagen der UN-Nachhaltigkeitsziele, bis Ende 2030 für alle Menschen Zugang zu angemessenen, sicheren und bezahlbaren Wohnungen sicherzustellen (SDG 11) sowie internationaler und nationaler Klimaschutzabkommen.
Trotz weniger Heizbedarf wurde letztes Jahr das im deutschen Klimaschutzgesetz festgelegte Unterziel für den Gebäudebereich nicht erreicht, im Gegenteil, es wurde um ganze neun Millionen Tonnen CO2 überschritten. Mit der Komplett-Übernahme der Deutsche Wohnen haben Sie nun eine noch größere Verantwortung für einen sozial gerechten Klimaschutz. Hier ist uns nicht klar, wie Sie dieser Verantwortung gerecht werden wollen. Ihre Pläne stoßen bei uns weiter auf Skepsis und Kritik. Daher stelle ich Ihnen dazu folgende Fragen:
- Deutsche Wohnen verweist bei seiner Nachhaltigkeitsstrategie auf Vonovia. Inwiefern werden die Maßnahmen für den Klimaschutz, die Sie laut Ihrem Geschäftsbericht und Ihrer Website umsetzen, bereits im Bestand von Deutsche Wohnen angewendet?
- Nach einer Studie der Union Investment aus dem November 2024 schneidet Vonovia unter den DAX-Unternehmen im Bereich Klimaschutz am drittschlechtesten ab. Bemängelt werden fehlende CO2-Klimaneutralitätsziele mit Blick auf Scope 1 und 2 und die niedrige Bewertung von Klimaanreizen in der Vorstandsvergütung. Wird Ihre Klimaschutzstrategie mit der Übernahme von Deutsche Wohnen so wie bisher weitergeführt? Wenn ja, aus welchen Gründen? Wenn nicht, wie sehen die geplanten Änderungen genau aus?
- Welche konkreten Pläne und Maßnahmen gibt es nach der Übernahme, um die Bestandsimmobilien der Deutschen Wohnen auf den neuesten Stand zu Klimaschutz, Senkung des Rohstoffbedarfs und Kreislaufwirtschaft zu bringen? Welche Prioritäten setzen Sie hierzu bei der Sanierung der Wohnungen?
- Welche spezifischen Investitionen in die Energieeffizienz der übernommenen Immobilien sind in den kommenden Jahren geplant?
- Mit wie vielen zusätzlichen Ausgaben aufgrund von Klimaschutzmaßnahmen bei dem Bestand von Deutsche Wohnen rechnen Sie?
- In welchem Umfang sollen nach der Übernahme Kosten, die durch Klimaschutzmaßnahmen wie energetische Sanierungen entstehen, direkt oder indirekt durch Mieterhöhungen gedeckt oder durch Modernisierungskosten auf die Mieter*innen umgelegt werden?
- Wie verpflichten Sie sich nun langfristig, auch nach der Übernahme von Deutsche Wohnen in nachhaltige Projekte zu investieren, ohne dass dies kurzfristig auf den Mieterhöhungen oder Immobilienwerten basiert? Haben Sie ein Konzept, um Klimaschutz mit sozialer Gerechtigkeit zu vereinen?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.