Vonovia wächst. Die Zumutungen für die Mieterinnen und Mieter auch

Gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen Mieterbundes NRW, des MieterInnenbündnisses VoNO!via & Co., des Dachverbandes kritischer Aktionär*innen und der Plattform kritischer ImmoblienaktionärInnen zu den Hautversammlungen von Deutsche Wohnen und Vonovia am 23. und am 24.1.2025

Die Mieter*innen der Alten Heide in München kämpfen mit der Tyrannei Vonovias. (Bildquelle: Wikipedia)

Am 23. und 24. Januar veranstalten die Deutsche Wohnen SE und die Vonovia SE jeweils eine außerordentliche Hauptversammlung, um die Einverleibung der rund 140.000 Wohnungen der Deutschen Wohnen in die Vonovia zu besiegeln. Damit hat Vonovia endgültig die Kontrolle über rund 480.000 Wohnungen in Deutschland. Für Mieterinnen und Mieter bedeutet die Verschmelzung der beiden Konzerne das Schlechteste aus beiden Welten zu bekommen. Mietervertreter:innen und Konzernkritiker:innen veranstalten deshalb am 24. Januar ab 9 Uhr eine kleine Protestaktion vor dem Gebäude der Vonovia in Bo chum. Dort findet auch die Hauptversammlung statt.

In Hessen und Baden-Württemberg hat Vonovia kürzlich gegen den Willen der Mieterinnen
und Mieter teure Spionagerauchmelder eingebaut. Diese Geräte greifen in die Privatsphäre
der Mieterinnen und Mieter ein, die zudem die Kosten für die Umrüstung tragen sollen. Inzwischen wurde der Einbau auch in NRW, Niedersachsen und Bayern angekündigt. Es ist zu befürchten, dass solche und andere Kostenfallen auch den Mieterinnen und Mietern der Deutschen Wohnen drohen. Das Mieter:innenbündnis Vonovia & Co. fordert den bundesweiten Verzicht auf die „Spionage-Melder“. Mieter:innen in mehreren Bundesländern verweigern die Duldung des Einbaus.

„Fast eine halbe Millionen Wohnungen in der Hand eines Konzernes ist eine unzumutbare
Machtkonzentration. Kommunen und Lieferanten werden erpressbar. Der Konzern sammelt
gigantische Mieterdaten an und erzielt durch Skalierungseffekte enorme Gewinne. Die unnützen Rauchmelder führen zu Mieterhöhungen von rund zehn Euro pro Monat pro Wohnung. Seriöse Wohnungsunternehmen und kleine Vermieter verzichten auf unnötigen Aufwand und drangsalieren die Mieter nicht mit verzichtbaren Nebenkosten. Bei der Vonovia gehört das aber zum Geschäftsmodell, es kommen schnell Millionengewinne zusammen“, erläutert Hans- Jochem Witzke, 1. Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes NRW.

Die Deutsche Wohnen hält 49 Prozent der Anteile an dem Wärmelieferanten G&D. Dieses
Unternehmen versorgt fast die kompletten Bestände mit Wärme oder Gas. In den letzten Jahren bedeutete dies in einem Teil der Bestände Horrorabrechnungen für die Mieterinnen und Mieter mit Nachzahlungen in vierstelliger Höhe. Eine Ausweitung des Contractinggeschäfts mit der G&D auf die anderen Bestände der Vonovia oder die Übertragung des Modells auf ein anderes Tochterunternehmen der Vonovia könnte überzogene Heizkosten für hunderttausende Mieterinnen und Mieter bedeuten. Wir fordern die Vonovia auf, die Kooperation mit der G&D und anderen Contracting-Unternehmen zu beenden. „Die extrem hohen, nicht belegten und auf fragwürdigen Preisanpassungsklauseln beruhenden Wärmekosten der letzten Jahre müssen den Mietern vollständig erstattet werden“, fordert Jasmina Rühl, Vonovia-Mieterin aus Berlin.

„Bei den Heiz- und allen Nebenkosten muss die Vonovia die tatsächlichen Beschaffungskosten des Konzerns belegen. Von Tochterunternehmen ausgestellte Eigenbelege sind nach unserer Meinung unzulässig. Immer mehr Mieter halten deshalb Nachforderungen zurück. Aber nicht nur den Mietern, auch den Aktionären werden die tatsächlich umlagefähigen Kosten vorenthalten. Die damit erzielten Sondergewinne sind eigentlich illegal und haben in den Bilanzen nichts zu suchen. Dieses Geschäftsmodell darf nicht auf noch mehr Wohnungen übertragen werden“, sagt Knut Unger vom Mieter:innenverein Witten. Er nimmt als kritischer Aktionär auch an der Hauptversammlung der Vonovia teil und hat die Ablehnung des Gewinnabführungs-
und Beherrschungsvertrages beantragt.

Würde die Vonovia rechtlich wie ein normaler Hauserwerber behandelt, müsste sie durch die Komplettübernahme der Deutschen Wohnen Grunderwerbsteuer zahlen. Durch die Ausgliederung von 20 Prozent der Deutsche-Wohnen-Anteile in ein Joint Venture von Vonovia mit dem Finanzinvestor Apollo, hat sie die Steuer umgangen. Allein dem Land Berlin entgehen dadurch über eine Milliarde Euro an Einnahmen.

„Das gewaltige Steuerschlupfloch muss endlich wirksam gestopft werden. Der Erwerb hoher Anteile an Immobilienunternehmen muss auch zu entsprechenden anteiligen Grunderwerbssteuer führen. Dafür könnte die nächste Bundesregierung sorgen“, fordert der kritische Aktionär Karlheinz Paskuda. „Auf Dauer haben Wohnungen aber ohnehin nichts an der Börse zu suchen. Die Wohnungskonzerne müssen sich entweder in mieterbestimmte, gemeinnützige Wohnungsunternehmen mit begrenzter Rendite verwandeln oder nach Artikel 15 Grundgesetz vergesellschaftet werden“, so Paskuda weiter.

Mieter*innen berichten von ihren Erfahrungen mit Vonovia – „Wir werden immer mehr!“

Enorme Nachzahlungen, Mieterhöhungen, Mängel, Spionagerauchmelder, fehlende Transparenz – in ganz Deutschland kämpfen Mieter*innen mit den undurchsichtigen Machenschaften des Wohnungsunternehmens Vonovia. Vonovia priorisiert deutschlandweit Profite über ihre soziale Verantwortung. Die Belastungen für die Mieter*innen sind enorm – und könnten sich mit der Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia auf weitere 140.000 Wohnungen erstrecken.

Mieter*innen erzählen von ihren Erfahrungen. Sie sind verzweifelt, verängstigt, wütend – aber sie werden nicht aufgeben.

BERLIN – „Wir kämpfen!“

Berlin-Mariendorf – Kerstin Jahn, Mieterin in Berlin-Mariendorf, berichtet von unrechtmäßigen Mieterhöhungen und zu hohen Nachzahlungen. „Schon ohne die Belege ist klar, dass da Fehler drin sind.“ Aufgrund der Unstimmigkeiten machen viele Mieter*innen von ihrem Zurückhaltungsrecht Gebrauch. Die Vermieterin reagiert mit Mahnungen und Drohungen. „Vonovia baut eine Drohkulisse auf. Man wird drangsaliert“, erzählt Jahn. Aber die Mieter*innen knicken nicht ein. „Wir kämpfen auf jeden Fall“, so die 54-Jährige. Die Mieterinitiative Mariendorf-Ost organisiert Infostände und Heizkostenstreiks. „Wir müssen uns zusammentun. Nur die Massen können etwas bewegen“, proklamiert Jahn. Ihre Nachricht an Vonovia: „Wir werden immer mehr!“

Berlin-Wannsee – Sebastian Fiechter kämpft gegen ähnliche Probleme an. Auch seine Mietgemeinschaft ist von unklaren Nachforderungen im vierstelligen Bereich betroffen. „Die Mieter wurden über die Nachforderungen nicht aufgeklärt“, bemängelt Fiechter. Vonovia konnte die unverhältnismäßigen Kosten und deren Berechnung bislang nicht nachvollziehbar darlegen. Fiechters Kritik: „Das Wirtschaftlichkeitsgebot wird hier grob verletzt.“ Für viele Mieter ist das beunruhigend. „Die Verunsicherung ist groß,“ berichtet er. Die hohen Kosten sind eine große Belastung: „Bei all den Millionen, die da hin- und hergezogen werden, vergisst man, wie viel 3000€ für die Mieter sind.“

MÜNCHEN – „Ich will in meiner Stadt leben und atmen können“

München-Schwabing – In der Alten Heide ringen die Mieter*innen mit hohen Heizkostenabrechnungen, aber auch mit dem Einbau von Spionagerauchmeldern. Ada Endes, die seit 14 Jahren in der Alten Heide wohnt und Vorstand der Mietergemeinschaft ist, hat sich dort immer wohl gefühlt. Bis 2022. Seit Vonovia die Verwaltung übernommen hat, steigen Nebenkosten und Mieten. Von Januar 2022 bis Februar 2024 wurde die Siedlung mit Gas von den SWM zu einem teuren Ersatzversorgungstarif beliefert. Vonovia hatte sich nicht um einen günstigeren Tarif bemüht. „Die Mietergemeinschaft war schockiert, wütend über die extrem hohen Nachzahlungen, einige aber auch so verängstigt, dass sie ausziehen wollten“, erzählt Endes. Die Mietergemeinschaft setzte Vonovia öffentlichkeitswirksam unter Druck, bis das Unternehmen die Mahnungen einstellte und eine Korrektur der Heizkostenabrechnungen versprach. Die korrigierten Heizkostenabrechnungen waren jedoch sehr unterschiedlich und die nach Aufforderung vorgelegte Belegeinsicht verworren und unvollständig. Bis heute hat Vonovia auf die Forderung nach detaillierten Belegen nicht reagiert. „Wir sind enttäuscht und erwarten von dem Vermieter Ehrlichkeit“, fordert Christine Plabst aus der Alten Heide.

Außerdem will Vonovia Rauchmelder einbauen, die Daten über Temperatur und Luftfeuchtigkeit sammeln. Ada Endes kritisiert: „Ich fühle mich ausspioniert. Und für dumm verkauft, weil ich dafür auch noch zahlen soll. Das ist ein Eingriff in meine Privatsphäre. Ich würde mich dauernd beobachtet fühlen. Außerdem empfinde ich das als Bevormundung. Ich bin erwachsen und durchaus imstande, meine Wohnung richtig zu heizen und zu lüften.“ Die Alte Heide sei eine wunderschöne Siedlung. Aber Vonovia macht den Mieter*innen das Leben schwer. „Ich als Münchnerin will in meiner Stadt leben und atmen können und nicht immer weiter hinausgedrängt werden,“ wünscht sich Endes. Lidia Arceri, Mieterin in der Alten Heide, fasst die simplen Sehnsüchte der Mieter*innen zusammen: „Das Einzige, was sich die Mieter wünschen ist, eine korrekte und nachvollziehbare Jahresabrechnung ohne Abzocke, und das Recht auf ein bezahlbares Zuhause. Alte Heide war und ist ein Arbeiterviertel.“

STUTTGART – „Hören Sie auf mit dieser Tyrannei!“

Stuttgart-Vaihingen – Neben astronomischen Kostennachforderungen kämpfen die Mieter*innen in Stuttgart mit einem miserablen Service. „Bei Mängeln müssen wir Monate warten, bis was passiert, egal ob es Schimmel in den Wohnungen sind oder Türen nicht mehr zu gehen“, klagt Antonietta Ferri von der Mieterinitiative Stuttgart. „Kinder, schwangere Frauen müssen in den schimmeligen Wohnungen ausharren.“ Ebenso hätte Vonovia bei den Mieter*innen in Stuttgart über Jahre zu hohe Grundsteuer berechnet. „Es hat drei Jahre gedauert bis die Mieter*innen ihr Geld zurückbekommen haben.“ Ferri wendet sich direkt an den Vonovia-Vorstandsvorsitzenden: „Mit diesem Geld haben Sie, Herr Buch, ein zinsloses Darlehen bekommen. Dies ist Ihr Geschäftsmodell. Ich nenne das Barbarei. Hören Sie auf mit dieser Tyrannei! Wohnen ist Daseinsvorsorge und kein Business.“

Bundesweit kämpfen Mieter*innen mit ähnlichen Problemen. Bottrop, Essen, Dortmund, Witten … überall klagen Mieter*innen über die Belastungen, die Vonovia ihnen aufzwingt. Doch sie leisten Widerstand – Vonovia wird damit nicht davonkommen.

Einverleibung von Deutsche Wohnen – „Noch mehr Ausbeutung“

Am 23. und 24. Januar soll die Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia auf außerordentlichen Hauptversammlungen beschlossen werden. Damit verleibt sich Vonovia etwa 140.000 Wohnungen ein. „Es kann eigentlich nur schlimmer werden“, sagt Kerstin Jahn aus Berlin-Mariendorf. Ada Endes aus München teilt die Sorgen: „Die Übernahme der Deutschen Wohnen durch Vonovia bedeutet für mich als Mieter noch mehr Ausbeutung. Ein Großkonzern beeinflusst auch die Politik gegen die Interessen der Mieter. Der Mieter ist nur noch eine Kapitalanlage und kein Mensch.“ Sie fügt hinzu: „Das Grundrecht auf Wohnen wird zugunsten der Kapitalerträge mit Füßen getreten. Mein Gehalt bleibt gleich, aber die Kosten steigen und steigen. Wo sollen wir als Mieter noch hin? Wenn Vonovia immer mehr den Wohnungsmarkt beherrscht, diktiert sie auch die Kosten. Und durch die vielen Tochterfirmen von Vonovia ist keine Transparenz mehr möglich. Wie soll man sich da noch wehren?“

Doch die Mieter*innen verteidigen sich, in Mietgemeinschaften, mit Zurückbehaltungen und Protestaktionen.

Die breite Gesellschaft muss endlich auf die Missstände aufmerksam werden. Mit der Übernahme von Deutsche Wohnen breitet Vonovia seine Macht nur noch aus – der Konzern muss endlich zur Verantwortung gezogen werden und seine gesellschaftsschädlichen Machenschaften einstellen!

MieterInnenbündnis VoNOvia & Co

Deutschen Mieterbund NRW e. V.

Plattform kritischer Immobilien-Aktionär*innen

Dachverbands Kritische Aktionärinnen und Aktionäre e. V.

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