Rede Pia Jauch

„Warum hat Aurubis die Teilnahme an der Befragung zum Thema Wasser in den letzten Jahren verweigert?“: Pia Jauch

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

Wussten Sie, dass sich Aurubis vorbildhaft in Sachen Klimaschutz verhält?

Ich habe es hier Schwarz auf Weiß:

Im Jahrbuch des Global Compact Netzwerkes wird Aurubis auf zwei vollen Seiten für sein vorbildhaftes Verhalten, seine „good practice“ gelobt:

Unter dem Titel „Gemeinsam für Klimaschutz und Ressourceneffizient“ heißt es: „Die Aurubis AG integriert nachhaltiges Handeln und Wirtschaften in die Unternehmenskultur“ und weiter „Aurubis strebt im Bereich der Nachhaltigkeit nach Fortschritt und Zusammenarbeit.“

Das fand ich mal eine spannende Sache und entschied mich mir das genauer anzuschauen.

Ich möchte Sie, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, dazu einladen, sich mit mir auf die Expedition zu begeben.

Im Anschluss an unsere kleine Expedition werden Sie vielleicht ihre Entscheidung zu TOP3, der Entlastung des Vorstandes, überdenken.

Die eben zitierten Worte stammen aus dem Jahrbuch des Global Compact Netzwerkes Deutschland. Um das gut einordnen zu können, möchte ich Ihnen kurz darlegen, was der Global Compact ist.

Global Compact ist der Name für einen weltweiten Pakt, der zwischen zahlreichen Unternehmen und der UNO geschlossen wurde, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten.

Seit 2014 ist Aurubis eins der Unternehmen, die den Global Compact unterschrieben haben.

Damit hat Aurubis seinen Willen erklärt, bestimmte soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten. Dazu gehören beispielsweise die Einhaltung der Menschenrechte, die Bekämpfung von Korruption und eine vorsorgende Haltung gegenüber Umweltgefährdungen.

Wenn man bedenkt, dass die meisten Unternehmen bereits kurz nach der Gründung des Global Compact im Jahre 2000 unterschrieben haben, war Aurubis mit seiner Unterschrift 2014 reichlich spät dran. Aber Hauptsache Aurubis hat unterschrieben.  Für diese Unterschrift können wir unserem Unternehmen also schonmal gratulieren.

Leider ist die Einhaltung der eben genannten Kriterien vollkommen freiwillig. Es gibt keine Sanktionen, falls ein Unternehmen die selbst gesteckten Ziele nicht erfüllt.

Das ist natürlich sehr schade. Aber wie der Jahresbericht zeigt, scheint sich Aurubis ja nicht unter den Konzernen zu befinden, die ihre Mitgliedschaft lediglich zum Greenwashing verwenden, sondern wird für sein vorbildhaftes Handeln gelobt.

Etwas stutzig macht es uns vielleicht trotzdem, dass neben Aurubis als vorbildliches Beispiel auch der Daimler-Konzern angeführt wird. Wie Sie gewiss wissen, erregt dieser momentan im Abgasskandal durch Manipulation und viel zu hohe Schadstoffwerte die öffentliche Aufmerksamkeit. Auch der Chemieriese BAYER, der Energiekonzern E.ON, der mit Kohlestrom unser Klima verschmutzt oder der Fahrzeugkonzern MAN, der unter anderem Kampfpanzer herstellt, werden als gute Beispiele angeführt.

Wollen wir trotzdem nicht voreingenommen gegenüber Aurubis sein und annehmen, dass sie die Prinzipien des Global Compact ernst nehmen und lesen wir weiter, welche Klimaschutzmaßnahmen sich Aurubis auf die Fahne schreibt.

Zuerst lobt Aurubis seine Nachhaltigkeitswoche zum Thema „geschlossene Kreisläufe“ für Auszubildende. Das erscheint mir durchaus eine gute Idee. Hier habe ich nur einige kurze Frage an den Vorstand:

Wurde die Nachhaltigkeit in der Woche nur am Positiv-Beispiel der geschlossenen Kreisläufe besprochen? Oder wurde den Auszubildenden ein ganzheitliches Bild vermittelt, indem auch auf die Lieferkettenverantwortung und die Versäumnisse des Konzerns an Produktionsstandorten wie Bulgarien oder beispielsweise bei Zulieferern in Peru hingewiesen wurde?

Liegen die Themen für die kommenden Nachhaltigkeitswochen schon vor? Was halten Sie von meinem Vorschlag, sich mit der Lieferkettenverantwortung zu befassen?

Eine Nachhaltigkeitswoche ist gewiss eine gute Idee, doch steht sie meines Erachtens in keinem Verhältnis zu den massiven Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen in Kupferabbaugebieten. Mein Vorredner Christian Russau thematisierte eben beispielsweise die Ignoranz gegenüber der lokalen Bevölkerung, verseuchtes Wasser nahe den Kupferabbaugebieten bis hin zur Unterdrückung von Wiederstand.

Ich lade Sie, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, ein, selbst zu entscheiden ob es sich bei der Mitgliedschaft im Global Compact und dem Austragen von Veranstaltungen wie der Nachhaltigkeitswoche lediglich um Greenwashing handelt oder ob Sie der Meinung sind, dass Aurubis ernsthaften Umweltschutz betreibt und sich gewissenhaft für die Wahrung der Menschenrechte einsetzt.

Wenn wir nun weiter die Best-Practice-Beispiele von Aurubis durchgehen, kommt es jedoch noch bunter.

Aurubis schreibt: „2016 wurde [Aurubis] von der Investoreninitiative CDP mit einem Ergebnis von A- in die Leadership-Kategorie des CDP-Klimawandel-Index aufgenommen. […] Das bedeutet eine Steigerung gegenüber der Teilnahme 2015, als das Unternehmen als Best Newcomer Germany geehrt wurde.“

Das liest sich doch hervorragend. Also schaue ich mir die Seite von CDP, dem Carbon Disclosure Project, genauer an. Das CDP ist die weltgrößte Investoreninitiative. Es ist ihr Ziel, dass Unternehmen ihre Emissionsdaten, Klimastrategien und Informationen über den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser veröffentlichen. Das CDP verwaltet die weltgrößte Datenbank dieser Art.

Auf der Webseite des CDP finde ich die von Aurubis veröffentlichte Information, dass sich die Bewertung im Klimawandel-Index von 2015 bis 2016 verbessert hat.

Doch ich entdecke auch, dass sich die Bewertung für 2017 von A- auf B verschlechtert hat. Diese Information sucht man auf der Internetseite von Aurubis vergebens.

Doch damit nicht genug.

Deutlich spannender ist die Tatsache, dass Aurubis zwar Daten bezüglich des Klimawandel-Indexes abgegeben hat, die Teilnahme an der Wasser-Befragung bisher jedoch verweigerte.

Daher drängen sich mir einige Fragen an den Vorstand auf: Sehr geehrter Herr Schachler, warum hat Aurubis die Teilnahme an der Befragung zum Thema Wasser in den letzten Jahren verweigert? Der Verdacht liegt nahe, dass sie hier Konzernpraktiken, wie die Trinkwasserverseuchungen ihrer Zulieferminen, vertuschen wollen. Werden Sie in Zukunft an der Befragung des CDP zum Thema Wasser teilnehmen?

Was unternehmen Sie, um sicherzustellen, dass es in ihren Zulieferminen nicht zu Wasserverschmutzungen kommt? Finden regelmäßig Audits statt? In welchem Umfang? Werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt? Hat sich im Anschluss an bereits abgehaltene Audits etwas verändert?

Bei ihren Angaben zum CDP-Klimawandel-Index geben Sie an, dass Sie Risiken bis zu 6 Jahre in der Zukunft beachten. Weshalb finden langfristigere Risiken, wie die Grundwasserverschmutzung nach Stilllegung einer Mine, keinen Eingang in ihre Angaben zum Risikomanagement?

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, aus dem Medien haben Sie gewiss schonmal von den Sustainable Development Goals, den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, gehört.

Diese Ziele stellen die weltweit wichtigste entwicklungspolitische Zielsetzung des nächsten Jahrzehnts dar.

Auch Ihnen, Herrn Schachler, sind diese Ziele gewiss ein Begriff. Da Aurubis Mitglied im Deutschen Global Compact Netzwerk ist, verpflichtet es sich, wie es auf der Webseite des Netzwerkes so schön heißt, die Nachhaltigkeitsziele proaktiv voranzutreiben.

Nun erklären Sie mir bitte, wie die Geschäftspraktiken von Aurubis mit Ziel 17, dem Schutz der Landökosysteme, zu vereinen sind? Welche Bedeutung hat für sie der Schutz von Landökosystemen, wo ihre Kupferminen die biologische Vielfalt zerstören, ganze Landstriche verseuchen und den Zugang zu sauberem Trinkwasser gefährden?

Auch das UN-Nachhaltigkeitsziel 8, Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit, scheint für mich nicht mit den Arbeitsbedingungen in ihren Zuliefererminen, beispielsweise in Peru zu vereinbaren.

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, all diese Beispiele wurden von Aurubis für eine positive Darstellung in der Öffentlichkeit genutzt.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen anhand unserer kleinen Expedition einen Einblick in die Hintergründe von Aurubis Vorzeigebeispielen liefern.

Nun liegt es an Ihnen zu entscheiden, wie Sie sich dazu positionieren.

Möchten Sie Aurubis weiter bei diesem Handeln tatenlos zusehen?

Oder wünschen Sie sich einen Konzern für den Nachhaltigkeit und die Verantwortung für Mensch und Natur nicht nur Greenwashing-Begriffe darstellen?

Dann setzten Sie jetzt ein Zeichen. Schließen Sie sich dem Dachverband der Kritischen Aktionäre an und stimmen Sie bei TOP 3 gegen die Entlastung des Vorstandes.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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