Bilfinger muss sich die Frage stellen, warum es scheinbar sehr unattraktiv für Frauen (im technischen und nicht-technischen Bereich) ist.
Der Anteil von Frauen an der Gesamtbelegschaft ist mit 11 % äußerst gering. Ein Anteil von 8 % Frauen mit Ingenieursqualifikation und Führungsverantwortung erscheint bei dieser Grundvoraussetzung als bemerkenswert „hoch“ ist aber ohne Angabe der Absolutzahlen nicht interpretierbar. Insgesamt deuten die Zahlen auf eine starke Vereinzelung von Ingenieurinnen im technischen Umfeld hin. Im Vergleich zu anderen Unternehmen liefert Bilfinger leider praktisch keine Zahlen und Fakten. Nach Aussage des Unternehmens ist es nicht möglich, sie aus den Systemen zu generieren. Der dib e.V. (deutsche ingenieurinnenbund e.V.) stellt sich die Frage, ob dies ein „Nicht-Können“ oder „Nicht-Wollen“ ist.
Laut Bilfinger ist die Nichterreichung eines Frauenanteils von 23 % in Führungsebene 2 (siehe Detailtabelle unten) auf Umstrukturierungen und Kündigungen seitens der Arbeitnehmer zurückzuführen. Diese Aussage lässt viele Fragen entstehen, weil in geschlechtergerechten Verhältnissen eine vergleichbare Kündigungsquote von Männern und Frauen zu erwarten gewesen wäre. Auch der Einfluss einer Umstrukturierung sollte sich nicht derart massiv auf den Frauenanteil in Führung auswirken. Es wurde die Chance vertan, durch Umstrukturierung neue Akzente zu setzen und mit alten Strukturen und Gewohnheiten zu brechen.
Der dib e.V. stellte auch Fragen zum Frauenanteil in Führungskräfte- Entwicklungsprogrammen. Hierbei ist positiv zu beurteilen, daß in drei von vier Führungsprogrammen mehr Frauen (zwischen 11 % und 19 %) teilnehmen als die Frauenquote der Gesamtbelegschaft (11 %).
Die Zahlen wurden vom Vorstand der Bilfinger auf Nachfrage des dib e.V. bereitgestellt. Der deutsche ingenieurinnenbund e.V. (dib e.V.) fragte auf der Hauptversammlung von Bilfinger nach Daten & Fakten zu Frauen in leitenden Positionen im Unternehmen, mit Fokus auf technischen Funktionen. Die Fragestellungen entwickelten sich aus dem Projekt „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“.
Virtuelle Hauptversammlungen waren dieses Jahr ein “Muss”. Wir möchten feststellen, dass es keine Alternative zu einer richtigen Hauptversammlung darstellt, da die Versammlung nicht nur eine Abfolge aus Reden, Berichten, Fragenbeantwortungen, Statistiken und Abstimmungen sein sollte, sondern Reaktionen auf Redebeiträge wie Zwischenrufe, Applaus oder auch Buhrufe ein wichtiger Bestandteil sind. Der Austausch der Aktionäre vor Ort ist in der virtuellen Ausführung nicht möglich.
Weitere Zahlen und Fakten im Detail:
Steckbrief Bilfinger 2020 | ||
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Mitarbeiter total | 34.120 | |
davon weiblich | 3.663 | |
Studierte mit Ingenieursqualifikation total absolut | Keine Angabe | |
davon weiblich absolut | Keine Angabe | |
davon weiblich % | Keine Angabe | |
Studierte mit Ingenieursqualifikation in Managementpositionen absolut | Keine Angabe | Vorjahresangaben HV 2019 |
davon weiblich absolut | Keine Angabe | Vorjahresangaben HV 2019 |
davon weiblich % | 7,4 % | Im Vorjahr 9 % |
Studierte mit Ingenieursqualifikation in oberen Managementpositionen und Topmanagement | Keine Angaben | |
davon weiblich absolut | Keine Angaben | |
davon weiblich % | Keine Angaben | |
Besetzung Aufsichtsrat mit Frauen | 42 % [30 %] | |
Besetzung des Vorstandes mit Frauen | 33,3 % [0%] | |
Besetzung von Führungsebenen mit Frauen | keine Angabe [Zielkorridor 30 %] | |
Besetzung der Führungsebene 1 mit Frauen | 9,3 % [10 %] | Zum Stichtag der HV 2020 |
Besetzung der Führungseben 2 mit Frauen | 8,1 % [23 %] |
Veröffentlichung des deutschen ingenieurinnenbund e.V. (dib) in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre
Projektbeschreibung: Auftritt bei Hauptversammlungen mit Fragenkatalog zu Frauen und Ingenieurinnen in Führungspositionen.
Ziel: Der dib e.V. hat das Ziel den Anteil von Frauen in den technischen Bereichen von Wissenschaft, Privatwirtschaft und Behörden zu erhöhen – nach dem Motto „Ohne Frauen fehlt der Technik was“. Aktionärinnen des dib e.V. besuchen seit mehreren Jahren die Hauptversammlungen von technologieorientierten Unternehmen und stellen dort Fragen zum Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand, oberen Führungsebenen und zu Ingenieurinnen auf Arbeitsebene und in Führung.
Zielgruppe: Zielgruppe sind die DAX30 Konzerne mit technologischem Schwerpunkt.
www.dibev.de
Dipl.-Ing. Isabell Häuser