Berichte enthüllen: Deutsche Bank steckt Milliarden in umweltkritische Unternehmen

  • Organisationen fordern Stopp klima- und umweltschädlicher Finanzierungen
  • Beispiel Eskom: Weiterhin klimaschädliche Kohlefinanzierung trotz neuer Richtlinie
  • Beispiel Cargill: Milliardenkredite und -investments für Naturzerstörung

Anlässlich der morgigen Hauptversammlung der Deutschen Bank kritisieren die Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen urgewald, Greenpeace, Facing Finance und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre die anhaltenden Finanzgeschäfte mit klima- und umweltschädigenden Unternehmen. Gleichzeitig fordern sie wirksamere Richtlinien zum Ausschluss solcher Geschäfte.

Weiterhin klimaschädliche Kohlefinanzierung trotz neuer Richtlinie

Nach Recherchen von urgewald hat die Deutsche Bank im Jahr 2023 – trotz ihrer nachgebesserten Kohlerichtlinie – 664 Mio. US-Dollar (USD) über Kredite und Wertpapiergeschäfte (“Underwriting”) an den Kohlesektor vergeben, ein Anstieg von über 200 Mio. USD gegenüber 2022.[1] Die hohe Summe im vergangenen Jahr hängt mit einem großen Kredit für das südafrikanische Energieunternehmen Eskom zusammen: Dieser Kredit macht mit 403 Mio. USD fast zwei Drittel der Gesamtsumme aus. Dabei ist Eskom ein Unternehmen mit 90 Prozent Kohleanteil an der Stromproduktion, es generiert über 80 Prozent seiner Einkünfte aus dem Geschäft mit Kohle und plant, nach wie vor weitere Kohlekraftwerke zu bauen.

Laut der erweiterten Kohlerichtlinie der Deutschen Bank liegt Eskom damit weit über allen Schwellenwerten, sodass keine Geschäfte mehr mit dem Unternehmen gemacht werden dürften. Allerdings sieht die Richtlinie großzügige Ausnahmen für Bestandskunden wie Eskom vor. Diese müssen erst ab 2025 Transformationspläne vorlegen, wobei Unternehmen aus Nicht-OECD-Ländern erst im Jahr 2030 weniger als 30 Prozent des Umsatzes aus Kohle generieren dürfen. Die Eskom-Finanzierung zeigt damit die Schwächen der Kohlerichtlinie, die zu lange Übergangsfristen gewährt und Kohleentwickler nicht ausschließt.

Darüber hinaus offenbart der am Montag veröffentlichte NGO-Bericht “Banking on Climate Chaos”, dass die Deutsche Bank auch im Öl- und Gasbereich eine der führenden europäischen Geldgeberinnen ist.[2]

Kathrin Petz, Finanz-Campaignerin bei urgewald, kritisiert:
“Neben einer effektiven Kohlerichtlinie fehlen der Deutschen Bank auch Ausschlüsse für Unternehmen aus dem Öl- und Gasbereich. Während sie sich auf dem Papier zu den Pariser Klimazielen bekennt, unterstützt sie die weitere Expansion fossiler Unternehmen, die unvereinbar mit eben diesen Klimazielen ist. Das Klima braucht keine Lippenbekenntnisse, es braucht fossilfreie Finanzen.”

Milliardenkredite und -investments für Naturzerstörung

Die Deutsche Bank gehört mit zu denjenigen europäischen Banken, die seit Abschluss des Pariser Klimaabkommens Milliarden an Krediten an Unternehmen vergeben haben, die maßgeblich an der Zerstörung von Wäldern beteiligt sind. Das belegt eine Recherche von Greenpeace International, Harvest, Milieudefensie, Deutsche Umwelthilfe, OroVerde und weiteren Organisationen. Demnach hat die Deutsche Bank seit 2016 Kredite in Höhe von 33 Milliarden USD an umweltkritische Unternehmen vergeben und 5,4 Mrd. USD in diese investiert.[3]

Dazu sagt Gesche Jürgens, Wald-Expertin von Greenpeace: “Die Deutsche Bank finanziert mit Milliarden-Beträgen Hochrisiko-Unternehmen wie Bunge, Cargill, JBS und die Sinar Mas Group, die nachweislich in direktem Zusammenhang mit Naturzerstörung stehen. Wenn Banken mit Nachhaltigkeit werben, aber Naturzerstörung finanzieren, dann ist das Greenwashing. Viele Menschen wollen ihr Geld nämlich nachhaltig anlegen und nicht unfreiwillig die Zerstörung der Natur finanzieren. Die EU muss verhindern, dass Finanzinstitute diese Menschen weiter hinters Licht führen und dringend neue gesetzliche Regeln für den Finanzsektor einführen.”

Allein an den Agrarkonzern Cargill vergab die Deutsche Bank mehr als drei Milliarden USD und hat 35 Mio. USD in Cargill investiert. Cargill wurde in den letzten Jahren immer wieder beschuldigt, Wälder abzuholzen und weitere Ökosysteme zu zerstören. Die Fälle betreffen Cargills Geschäfte mit Palmöl aus Südostasien, Kakao von der Elfenbeinküste, Mais aus Brasilien und Soja aus Brasilien und Bolivien.[4]

In Brasilien stehen die Kredite an Cargill aber nicht nur mit der Ausweitung der Sojagrenze und Regenwaldzerstörung in Verbindung: Betroffene des neu geplanten Cargill-Hafens bei Abaetetuba im Bundestaat Pará und Partnerorganisationen, die diese begleiten, berichten u. a. über illegale Praktiken des Landgrabbings in einem Gebiet, das eigentlich Schutzstatus in der Amazonasregion genießt. Die Betroffenen wehren sich gegen die Verletzung ihrer Land- und Umweltrechte und die drohende Zerstörung ihres Lebensraums. Aktuell läuft hierzu ein Gerichtsverfahren gegen Cargill in Brasilien.

Christian Russau, Vorstandsmitglied Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, kritisiert: „In Ihrem eigenen ESG-Framework erklärt die Deutsche Bank in Bezug auf die Rechte Indigener, ‚die Bank erwartet von ihren Kunden, dass sie die freie, vorherige und informierte Zustimmung der betroffenen Gemeinschaften einholen.‘ Da es sich bei den vom geplanten Cargill-Hafen bei Abaetetuba Betroffenen um ‚Ribeirinhos‘ handelt, die laut brasilianischer Gesetzgebung explizit als ‚traditionelle Gemeinschaften‘ gleichbedeutend zu indigenen Völker gelten. So müssen wir davon ausgehen, dass es ein Versehensfehler in den Kontroll- und Überprüfungsmechanismen in der Anwendung des ESG-Frameworks der Deutschen Bank war. Die Deutsche Bank muss sich nun umgehend dafür einsetzen, dass die Territorialrechte der lokal Betroffenen bei Abaetetuba vollumfänglich geachtet, respektiert und gewährleistet werden – andernfalls würde die Deutsche Bank ja eingestehen, dass ihre ESG-Richtlinien nicht wirksam sind.“

Hier finden Sie die Gegenanträge des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Für Fragen und Interviews stehen wir gerne zur Verfügung.

Kontakte:

Kathrin Petz | Finanz-Campaignerin urgewald: 0152 021 493 41, kathrin.petz[at]urgewald.org

Gesche Jürgens | Wald-Expertin Greenpeace, gesche.juergens[at]greenpeace.org

Christian Russau | Vorstandsmitglied Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, dachverband[at]kritischeaktionaere.de, Telefon: 0221 599 56 47


[1] Vgl. https://www.urgewald.org/medien/8-jahre-paris-geschaeftsbanken-stecken-tief-kohle

[2] Vgl. https://www.urgewald.org/medien/neuer-banken-report-fast-7-billionen-dollar-fuer-fossile-seit-paris

[3] Vgl. https://www.greenpeace.de/klimaschutz/finanzwende/deutsche-bank-co-hauptfinanzierer-naturzerstoerung

[4] Vgl. https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Naturschutz/Entwaldung/220902_DUH_Harvest_Finanzierung_der_Entwaldung.pdf

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