„Vorstand tut nichts, um Tierquälerei zu beenden“: Rede von Ralph Sartor

Protest vor der Metro-Hauptversammlung: Ralph Sartor (rechts) und Matthias Rodehacke

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,

Mein Name ist Ralph Sartor. Ich spreche hier als Bevollmächtigter des Einzelaktionärs Matthias Rodehacke und mit übertragenen Stimmrechten des Dachverbandes Kritische Aktionäre.

Ich beantrage, dem Vorstand keine Entlastung zu erteilen. Der Vorstand verstößt gegen Unternehmensrichtlinien (Code of Conduct) und schadet dem Image des Unternehmens (Reputationsrisiko).

Die Metro AG stellt nachhaltiges Wirtschaften in den Vordergrund ihres geschäftlichen Handelns. Ökonomische, ökologische und soziale Standards sind ihr wichtig. Diese Grundsätze wurden im vergangenen Geschäftsjahr nicht eingehalten. Gravierende tierschutzrechtliche Anforderungen wurden missachtet, was zu einer rechtlichen Auseinandersetzung mit Aufsichtsbehörden geführt hat und das Image des Unternehmens beschädigt.

Ganz konkret geht es um Tiertransporte und speziell um den Handel und Verkauf von lebenden Hummern in den Grosshandelsfilialen. Seit Jahren kritisieren VerbraucherInnen und grosse Tierrechtsorganisationen wie die Albert-Schweitzer-Stiftung, der Deutsche Tierschutzbund und PETA diese Praxis als Tierquälerei, die nicht mit dem Deutschen Tierschutzgesetz vereinbar ist.

Nach Auffassung vieler JuristInnen und Veterinäre ist der Verkauf lebender Hummer tierschutzwidrig. Im Februar 2017 hat das VG Berlin in einem richtungsweisenden Urteil bestätigt, dass Hummer „leidensfähig“ sind. (VG 24 K 188.14). Damit gilt auch für Hummer das Deutsche Tierschutzgesetz: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen.“ (§ 1 TierSchG)

Die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung darf nicht so eingeschränkt werden, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. (vgl. § 2 Pkt. 2 TierSchG)

Hummer werden meist aus Nordamerika oder Kanada lebend über Tausende Kilometer eingeflogen. Beim Transport sind ihre Scheren zusammengebunden, sie erhalten kein Wasser und kein Futter. Hier angekommen werden sie in Salzwasserbecken zwischengelagert, mit zusammengebundenen Scheren und ohne Futter!

Hummer leben in einer Meerestiefe bis zu 480 Meter in Höhlen oder Felsspalten, die sie nur nachts zum Fressen verlassen. Hummer werden bis zu 100 Jahre alt und sind Einzelgänger.

In den Salzwasserbecken der Metro-Warenhäuser erleiden sie enormen Stress – sei es durch Licht oder durch Artgenossen. Sie werden aggressiv, sie greifen sich gegenseitig an, sie suchen Schutz.

Bei vielen Tieren werden die Fühler verletzt oder abgebrochen. Diese Tastorgane sind mit Sensoren für Berührungsreize ausgestattet und hoch sensibel. Und so grausam wie der Transport und die Lagerung ist auch ihre Tötung: in siedend heissem Wasser gekocht, Herr Koch! (Anm.: Vorstandsvorsitzender) Der Siedepunkt von Wasser liegt bei 100 Grad Celsius. Kochen bei lebendigem Leib ist auch für Hummer ein qualvoller Tod und verstößt gegen das Tierschutzgesetz.

Diese Problematik ist der Metro AG seit Jahren bekannt!

Im April 2017 hat die Tierrechtsorganisation ARIWA (das steht für Animal Rights Watch) das Veterinäramt Düsseldorf aufgefordert, der Metro AG den Verkauf von lebenden Hummern zu untersagen. Mit Unterstützung der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz unternimmt ARIWA alle öffentlich wirksamen und juristischen Schritte, um diese grausame und unnötige Praxis bei Metro zu beenden. Auch heute morgen gab es wieder eine Demonstration von PETA vor dem Eingangsbereich der Hauptversammlung.

Ich komme zum Schluss: Wider besseren Wissens hat der Vorstand bislang nichts unternommen, diese Form von Tierquälerei endlich zu beenden. Daher kann ich Ihnen keine Entlastung erteilen und bitte alle anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre, sich diesem Gegenantrag anzuschliessen.

Sehr geehrter Vorstand: Wann werden Sie endlich handeln? Angesichts der andauernden Rechtsstreitigkeiten mit Aufsichtsbehörden und Tierrechtsorganisationen drohen Imageschäden, die sich negativ auf den Aktienkurs und die Dividende auswirken werden.

Sehr geehrter Aufsichtsrat: Was werden Sie tun, um diesen andauernden Imageschaden endlich zu beheben? Als Aktionär lehne ich jegliche Form von Tierquälerei ab.

Nachhaltige und ethische Geldanlagen entwickeln sich zum Standard in der Finanzbranche – keine Investments in Waffen, Atomkraft, Glücksspiel, und wie ich meine: auch nicht in Tierqual.

Mein dringender Appell an Sie, sehr geehrter Herr Koch: Bringen Sie die Metro AG auf den richtigen Weg. Kein Verkauf von lebenden Hummern bei der Metro mehr!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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