RWE: Wegen zahlreicher Risiken Dividende absenken!

Pressemitteilung vom 2. Mai 2024: „RWE: Mit Vollgas in die Klimakatastrophe“

Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre / Deutsche Umwelthilfe / Green Legal Impact / Biofuel Watch / 1,5-Grad-Mahnwache Essen / Wasserbündnis Rheinisches Revier / Initiative RWE-Tribunal / Kohle gegen Kohle / Sofortiger Atomausstieg (SofA) Münster / Attac Köln / Parents for Future Köln

Vor der Hauptversammlung am 3. Mai 2024 kritisieren Umweltorganisationen und Wissenschaft den Energiekonzern / Wegen zahlreicher Risiken muss die Dividende abgesenkt werden / Protestkundgebung vor der RWE-Zentrale

„Voller Energie in eine neue Zukunft“, verkündet die RWE AG vollmundig. Tatsächlich betreibt der Konzern weiter Braunkohletagebaue und Kohlekraftwerke und hat eine Überkapazität an LNG-Terminals errichtet und setzt auf weiterhin auf die Verfeuerung von Gas und Biomasse. RWE ist verantwortlich für klimaschädliche Treibhausgas-Emissionen, irreversible Umweltschäden, Schädigung der menschlichen Gesundheit bis hin zu vorzeitigen Todesfällen, Zerstörung von fruchtbarem Ackerland sowie von Dörfern und ihrer Infrastruktur.

Prof. Niklas Höhne, New Climate Institute: „Die Kohle unter Lützerath ist weiterhin nicht nötig für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Schon im Januar 2023 zum Zeitpunkt der großen Demonstrationen hatten über 700 Wissenschaftler*innen in einem Moratorium ein Umdenken gefordert. Jetzt hat eine neue Studie festgestellt, dass wesentlich weniger Kohle tatsächlich verbraucht wurde als damals angenommen. RWE muss für zukünftige Generationen Verantwortung übernehmen.“

Constantin Zerger, Deutsche Umwelthilfe: „Der Abbau von Braunkohle ist weitaus klimaschädlicher als der RWE-Konzern das angibt. Nach Schätzungen der Deutschen Umwelthilfe und des britischen Instituts Ember Climate stoßen Braunkohletagebaue in Deutschland weit mehr klimaschädliches Methan aus als offiziell angegeben. Die Emissionen könnten bis zu 184-mal höher sein, wenn aktuelle und wissenschaftlich ermittelte Emissionsdaten zu Grunde gelegt werden. Seinem Transparenz-Versprechen kommt RWE damit nicht nach, es müssen unverzüglich unabhängige Messungen der Methan-Emissionen an den Tagebauen ermöglicht werden.“

Emmanuel Schlichter, Green Legal Impact: „Die Realität der Klimakatastrophe, die rechtlichen Rahmenbedingungen und auch finanzielle Weitsicht müssten den RWE-Vorstand dazu bewegen, den Umbau der Energiewirtschaft energisch voranzutreiben und in nachhaltige Zukunftsmodelle zu investieren. Dies geschieht derzeit nur unzureichend und nimmt zukünftige Verluste für die Aktionärinnen und Aktionäre billigend in Kauf.“

Almuth Ernsting, Ko-Direktorin, Biofuelwatch: „In den Niederlanden verbrennt RWE derzeit jährlich bis zu 2,5 Millionen Tonnen importierte Holzpellets zusammen mit Kohle. Statt die Kohlekraftwerke schnellstens zu schließen, möchte das Unternehmen dort in Zukunft etwa 8 Millionen Tonnen Pellets verbrennen. Für Wälder, vor allem im Südosten der USA ist das ein Desaster, und auch die Klimakrise wird durch das Abholzen und Verbrennen von Bäumen weiter angeheizt.“

Christian Döring, Kinderarzt: „Durch Emissionen aus Kohlekraftwerken und Braunkohletagebauen – Ultrafeinstäube, Kohlendioxid und Methan – kommt es zu massiven Gesundheitsschäden. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR, 4/2024) ist auch von großer Bedeutung für den Gesundheitssektor. Aus kinderärztlicher Sicht ist ein Stopp von krebserregenden Ultrafeinstäuben, die noch hunderte Kilometer entfernt die Atemluft belasten und sich stark toxisch auf den Menschen auswirken, unbedingt erforderlich. Die deutschen Lungenfachärzte fordern, Feinstaubemissionen erheblich zu senken (12/2018); dies ist insbesondere für Schwangere von Bedeutung. Die RWE AG muss die Emissionen ihrer Kraftwerke durch den Einbau von wirksameren Filteranlagen senken.“

Markus Dufner, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre: „Mit seiner Marktmacht setzt RWE die Politik unter Druck und hebelt demokratisch getroffene Entscheidungen aus. RWE stellt das Interesse von Investoren und Aktionären über das Gemeinwohl. In seinen Gegenanträgen zur diesjährigen Hauptversammlung schlägt der Dachverband vor, dass RWE die geplante Dividende von 1 Euro je Aktie auf 10 Cent absenkt. Die bisherigen bergbaubedingten Rückstellungen und die Rückstellungen für die Entsorgung im Atomkraftbereich werden voraussichtlich nicht ausreichen. Hinzukommen müssen zusätzliche Rückstellungen für Gesundheitsschädigung und vorzeitige Todesfälle durch die Emissionen der Tagebaue und Kraftwerke. Daraus erwachsende Entschädigungszahlungen stellen ein drastisches Risiko für RWE dar.“

In ihrem Aufruf „RWE: Mit VollGAS in die Klimakatastrophe“ verlangen die Nichtregierungsorganisationen vom Vorstand der Aktiengesellschaft

  • alle ESG-Risiken (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) ernst zu nehmen;
  • menschenrechtliche Sorgfaltspflichten, Klima- und Umweltschutz in den Mittelpunkt zu stellen;
  • höhere Rückstellungen für Ewigkeitslasten des Bergbaus und der Atomkraft bilden;
  • auf die Auszahlung einer Dividende von 1 Euro je Aktie (insges. 744 Mio) zu verzichten;
  • die Beteiligung der Zivilgesellschaft am Strukturwandel im Rheinischen Revier und an anderen Orten zu ermöglichen;
  • die sofortige Herausgabe der von RWE erworbenen Immobilien in den Dörfern, damit sie wieder bewohnbar gemacht werden können – Eigentum verpflichtet!

Am 3. Mai veranstalten die Nichtregierungsorganisationen eine Protestkundgebung von 10.00 Uhr – 14.00 Uhr vor der RWE-Konzernzentrale, Altenessener Straße/Theodorstraße in Essen (gegenüber vom RWE-Platz 1).

_____________________________

Prognos, Auswertung der Kohleverstromung im Rheinischen Revier und Entwicklung der Kohleveredlungsmengen, https://www.bund-nrw.de/fileadmin/nrw/dokumente/braunkohle/2024-03-24-Prognos-Kohleverstromung-und–veredelung-web.pdf

Ember Climate, Zusammenfassung der Methan-Studie des auf Deutsch: Unterschätzte Methan-Emissionen: Dringender Handlungsbedarf der Bundesregierung“, Volltext der Studie auf Englisch:Brief: Urgency to update Germany’s coal mine methane emission factor).

Gegenanträge des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre: https://www.kritischeaktionaere.de/rwe/rechtsrisiken-fuer-rwe-durch-klima-und-menschenrechtsklagen/

Kontakte:

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.kritischeaktionaere.de/rwe/rwe-wegen-zahlreicher-risiken-muss-dividende-senken/