Thyssenkrupp: Dividende und Arbeitsbedingungen bei Subunternehmen in der Kritik

  • Thyssenkrupp will Gewinne kurzsichtig ausschütten und nutzt Staatshilfen, statt selbst mehr in sozialökologische Transformation zu investieren
  • Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen bei Subunternehmen
  • „Zeitenwende“ darf nicht zu riskantem Aufrüsten von Despoten führen

Zur morgigen Hauptversammlung von Thyssenkrupp fordert der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre den Industriekonzern auf, die im letzten Jahr vor allem durch gestiegene Preise und weniger durch erfolgreiches Management erzielten Gewinne vollständig in die sozialökologische Transformation zu investieren. Der Dachverband lehnt den Dividendenvorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat als unverantwortlich ab. Thyssenkrupp gehört zu den klimaschädlichsten Konzernen Deutschlands. So ist allein das Stahlwerk in Duisburg für etwa zwei Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich. Gleichzeitig erhält Thyssenkrupp Staatshilfe in Form von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag von der NRW-Landesregierung für den Umbau des Werkes auf eine klimafreundlichere Stahlproduktion.

„Thyssenkrupp benötigt jeden erwirtschafteten Cent für dringend nötige Investitionen, um die eigenen Klimaziele erreichen zu können. Vor allem die Stahlsparte muss fit für die Zukunft gemacht werden – unabhängig davon, ob sie im Konzern bleibt oder nicht“, fordert Tilman Massa, Co-Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Wer wie Thyssenkrupp auch aus eigener Unfähigkeit üppige Staatshilfen für die Umstellung auf ‚grünen‘ Stahl in Anspruch nimmt, sollte keine Dividende ausschütten.“

Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen in Subunternehmen von Thyssenkrupp

Der Tod des 26-jährigen Refat Süleyman, eines türkischstämmigen Bulgaren, dessen Leiche am 17.10.2022 auf dem Gelände des Thyssenkrupp Steel-Werks in Duisburg-Bruckhausen gefunden wurde, offenbart die unwürdigen Zustände von Leiharbeiter*innen bei Thyssenkrupp. Die genauen Umstände des Todes von Süleyman sind bislang nicht endgültig aufgeklärt. Der Fall zeigt jedoch, dass die schlechten Arbeitsbedingungen in den zahlreichen Subunternehmen der Stahlsparte massive Risiken für die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer*innen bedeuten.

„Es ist bis heute unklar, welche Konsequenzen Thyssenkrupp aus dem Fall gezogen hat. Es fehlen klar kommunizierte Maßnahmen, um der weithin berichteten Ausbeutung und den von Angst geprägten Arbeitsverhältnissen, die das Risiko von Unfällen erhöhen, Einhalt zu gebieten“, kritisieren Philipp Lottholz und Polina Manolova vom Verein Stolipinovo in Europa. „Thyssenkrupp muss sicherstellen, dass auch beauftragte Subunternehmen die Sicherheits- und Arbeitseinweisung entsprechend der Sprachkenntnisse der Beschäftigten durchführen und die vollständige Bezahlung von Leiharbeiter*innen samt Überstunden, Fortzahlung bei Urlaub und im Krankheitsfall sowie ohne Abzüge für Arbeitskleidung gewährleisten.“

„Zeitenwende“ darf nicht zu riskantem Aufrüsten von Despoten führen

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben weltweit viele Staaten beschlossen, ihre Rüstungsetats zu erhöhen. So hofft auch die Rüstungssparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) auf neue Aufträge. Aktuelle Exportkunden sind neben Norwegen auch Länder wie Ägypten, Israel, die Türkei sowie Indien.

„Die von der Bundesregierung ausgegebene ‚Zeitenwende‘ sollte TKMS jedoch nicht nutzen, um ohne Skrupel Krisenregionen und Despoten aufzurüsten“, warnt Barbara Happe, Vorstandsmitglied beim Dachverband der Kritische Aktionärinnen und Aktionäre. „U-Boote und Fregatten für Länder wie Ägypten oder die Türkei tragen nicht dazu bei, für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. Im Gegenteil: Thyssenkrupp nimmt durch eine weitere Aufrüstung eine Destabilisierung von Sicherheitslagen billigend im Kauf.“

Gegenanträge zur Hauptversammlung 2023: https://www.kritischeaktionaere.de/thyssenkrupp/mehr-investitionen-in-klimaschutz-statt-dividende-unsere-gegenantraege/

Kontakte:

Philipp Lottholz | Vorstandsmitglied Stolipinovo in Europa e.V.
philipp.lottholz[at]gmail.com

Tilman Massa | Co-Geschäftsführer Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre
Tel.: 0049 221 599 56 47
dachverband[at]kritischeaktionaere.de

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