Volkswagen: Teilhabe von Frauen mit Ingenieurs-Qualifikation

Zahlen wurden vom Vorstand der VW auf Nachfrage des dib bereitgestellt.
Der deutsche ingenieurinnenbund (dib e.V.) befragt den Vorstand von VW nach Daten & Fakten zum generellen Frauenanteil und zum Anteil von Frauen mit Ingenieurs-Qualifikation mit Führungsverantwortung im Unternehmen. Die Aktion erfolgt im Rahmen des Projektes „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“.

Erfreulicherweise hat VW umfangreicher als in den letzten Jahren auf die detaillierten Fragen des dib geantwortet:
Bei dem Anteil von Frauen mit Ingenieurs-Qualifikation in der technischen Entwicklung ergibt sich die beachtliche Zahl von 488 Ingenieurinnen (~9%), die in diesem hoch innovativen, gestaltenden und anspruchsvollen Bereichen arbeiten.

Auf die weiterführende Frage des dib e.V. nach weiblichen Führungskräften in diesem Bereich wurde die erschütternd niedrige Zahl von 22 Frauen (3%) genannt. Dieser niedrige Prozentsatz bedeutet eine massive Vereinzelung jeder einzelnen. Die gläserne Decke in der technischen Entwicklung von VW ist im Jahre 2019/2020 nach wie vor solide und quasi undurchlässig für Menschen weiblichen Geschlechts.

Dass die gläserne Decke für Ingenieurinnen schon unverhältnismäßig früh wirksam wird, zeigt sich an den Zahlen in der obersten Tarifstufe. Mit 3,6% Frauenanteil wird deutlich, dass bereits im Tarifbereich die Ingenieurinnen nicht „hochrutschen“. Das konservative, von männlichen Ingenieuren geprägte Rollenbild verbietet offensichtlich die Entfaltung weiblicher Talente auf allen Ebenen. Für Ingenieurinnen stellt nicht die Technik, sondern das aus Sicht des dib veraltete Rollenbild die größte Alltagsherausforderung und Blockade dar.

Es stellen sich viele Fragen:

  • Wieso nutzt VW entgegen aller wissenschaftlicher Erkenntnisse das vorhandene Potential nicht besser?
  • Warum blockiert die männliche Führungsriege den überfälligen Kulturwandel zu einem modernen, diversen, offenen, globalen Unternehmen – gegen jede Ratio?
  • Falls kein Potential bei den 488 Ingenieurinnen vorhanden wäre, was läuft bei den Einstellungen falsch?
Steckbrief VW HV 2020
Mitarbeiter total295.838Gesamtbelegschaft im Konzern Deutschland ohne Scania. Stichtag 31.12.2019
davon weiblich           17,9 % (absolut 53.035) 
Studierte Ingenieurinnen und Ingenieure im Bereich technische Entwicklung absolut **5.639  (insgesamt 13.926 in allen Bereichen)
davon weiblich absolut488 
davon weiblich %      8,7 % 
Studierte Ingenieurinnen und Ingenieure in Führungspositionen absolut          757 
davon weiblich absolut22“”
davon weiblich %      2,9%“”
Anteil studierte Ingenieurinnen in der obersten Stufe im Tarif /

untersten Management/

oberes Management/

Topmanagement


3,6 % (54 Frauen)
4,7 % (12
Frauen)
2,6 % (5 Frauen)
0 % (0 Frauen)
 
Besetzung Aufsichtsrat mit Frauen30 % [30 %]Die Angaben in eckiger Klammer sind die gesetzlichen Zielvorgaben oder die selbstgesetzten und im Geschäftsbericht veröffentlichten Ziele.
Besetzung des Vorstandes mit Frauen16 % [11 %] 1 Frau, in einem 6-köpfigen Gremium 
Besetzung von Führungsebenen mit Frauennicht erfragt/ keine Angabe 
Besetzung der Führungsebene 1 mit Frauen11,4 % [13 %]aus dem Geschäftsbericht  
Besetzung der Führungsebene 2 mit Frauen16,4 % [17 %]  aus dem Geschäftsbericht  
* Unter Ingenieurinnen versteht VW Absolventen der Studiengänge Maschinenbau, Architektur, Fahrzeug-Elektro- und Umwelttechnik. Die Angaben beziehen sich auf die aktive Belegschaft

Veröffentlichung des deutschen ingenieurinnenbund e.V. (dib) in Zusammenarbeit mit dem Dachverband kritischer Aktionäre

Projektbeschreibung: Auftritt bei Hauptversammlungen mit Fragenkatalog zu Frauen und Ingenieurinnen in Führungspositionen.

Ziel: Der dib e.V. hat das Ziel den Anteil von Frauen in den technischen Bereichen von Wissenschaft, Privatwirtschaft und Behörden zu erhöhen – nach dem Motto „Ohne Frauen fehlt der Technik was“. Aktionärinnen des dib e.V. besuchen seit mehreren Jahren die Hauptversammlungen von technologieorientierten Unternehmen und stellen dort Fragen zum Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand, oberen Führungsebenen und zu Ingenieurinnen auf Arbeitsebene und Führung.

Zielgruppe: Zielgruppe sind die DAX30 Konzerne mit technologischem Schwerpunkt. 

www.dibev.de

Dr.-Ing. Dagmar Ludewig

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