Gegenantrag

Gegenantrag zu Tagesordnungspunkt 3:
Entlastung der Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2014:

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die Mitglieder des Vorstands der Allianz SE nicht zu entlasten.

Begründung:

Klima

Zwar rühmt sich der Allianz Konzern für seinen Klimaschutz-Einsatz, und die Allianz Österreich hat im Dezember 2014 einen Rückzug aus Kohleinvestitionen angekündigt. Im Angesicht des dramatischen Klimawandels und im entscheidenden Klimajahr 2015 reichen solche Einzelmaßnahmen aber nicht aus. Stattdessen muss die ganze Allianzgruppe klare Ausschlusskriterien für treibhausgas-intensive Unternehmen festlegen und umsetzen. Erst Ende März hat Jeremy Oppenheim von McKinsey und dem New Economy Projekt Versicherer und Rückversicherer aufgefordert, wegen der Klimarisiken Kohleunternehmen nicht mehr abzusichern. Noch jedoch gehört die Allianz zu den weltweit größten Kohleinvestoren. Darüber hinaus zeigt eine Recherche im Auftrag von Facing Finance, dass die Allianz in großem Maße Anleihen und Aktien von Shell, Gazprom und Chevron verwaltet. Diese drei Unternehmen gehören zu den sechs größten „Carbon Majors“: Unternehmen, die weltweit für die höchsten CO2-Emissionen durch die Förderung fossiler Brennstoffe verantwortlich sind.

Dämme

Die Allianz hat Ende 2011 fünf Prozent der Versicherungssumme für die Baukosten für den Großstaudamm Belo Monte im brasilianischen Amazonasgebiet übernommen und diese gegen Risiken versichert. Aktuell ist der Staudamm zu mehr als drei Vierteln fertig gestellt. Belo Monte entzieht den Einwohnern der Amazonas-Region um Altamira und an der großen Flussschlinge des Xingu ihre Lebensgrundlage. Der aktuell laufende Prozess der (Zwangs-)Umsiedlung der betroffenen Bevölkerung weist nach Meinung der regionalen Staatsanwaltschaft gravierende Probleme auf: So wurde den Betroffenen von der Betreiberfirma Norte Energia rechtlicher Beistand zunächst komplett verwehrt. Zugesicherte Entschädigungen werden teilweise gar nicht oder nur in zu geringer Höhe ausgezahlt. Freie vorherige und informierte Konsultationen der betroffenen lokalen indigenen Bevölkerung, die vor dem Verlust ihrer Existenzgrundlage steht, haben bisher nicht stattgefunden und das, obwohl dies die ILO-Konvention 169 eigentlich zwingend vorschreibt.

Elbit

Nach im Auftrag von Facing Finance durchgeführten Recherchen hält die Allianz Versicherung im Rahmen ihrer Vermögensverwaltung im Auftrag Dritter Aktien an dem israelischen Konzern Elbit Systems. Elbit Systems steht in der Kritik, weil das Unternehmen Sicherheitstechnologie für die Mauer im von Israel besetzten Westjordanland geliefert hat. Laut einem Gutachten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag von 2004 verstößt die Mauer gegen internationales Recht. Die Allianz hat sich in den Prinzipien des Global Compact verpflichtet, „den Schutz der internationalen Menschenrechte innerhalb ihres Einflussbereiches (zu) unterstützen und (zu) achten“ und sicherzustellen, „dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig“ macht. Zahlreiche internationale Versicherer und Pensionsfonds haben deswegen in den letzten Jahren sämtliche Beteiligungen an Elbit Systems kategorisch beendet.

Steueroasen

Allianz schreibt Gewinne vor allem in Steueroasen. Laut dem Allianz SE Annual Report 2014 haben allein die 28 Allianz-Tochtergesellschaften im US-Bundesstaat Delaware einen Nettogewinn von über 6,5 Mrd. Euro erwirtschaftet. Dies entspricht in etwa dem gesamten Konzerngewinn. Neben den dort niedrigen Steuersätzen profitiert Allianz von der in Delaware gültigen Nicht-Regulierung der Zinsobersätze, die bei Kreditvergabe erhoben werden darf. Allianz of America mit Sitz in Delaware hat 2014 über 6 Mrd. vom Mutterkonzern zur Weitervergabe an andere Tochtergesellschaften erhalten. Dieser konzerninterne Verschiebebahnhof schmälert die Gewinne der Töchter außerhalb und erhöht die Gewinne in Delaware, wo dann kaum Steuern darauf anfallen.

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