Klimastreik nur in der Freizeit

  • Unternehmensumfrage des Dachverbands zum Klimaschutz
  • Große Unterschiede bei Klimaneutralität

Am Klimastreik am 20. September dürfen Beschäftigte nicht in ihrer Arbeitszeit teilnehmen. Für manche Konzerne ist es noch ein weiter Weg zur Klimaneutralität.

Auch wenn einige Konzerne Sympathien für die Bewegung Fridays for Future und den Klimastreik erkennen lassen, dürfen ihre Beschäftigen nicht in ihrer Arbeitszeit daran teilnehmen. Sie könnten aber im Rahmen von Urlaub, flexiblen Arbeitszeiten oder anderen Absprachen an Demonstrationen teilnehmen. Oder wie es Uniper ausdrückt: „Aus reiner Unternehmenssicht ist das Niederlegen der Arbeit […] nicht Teil unseres Instrumentariums.“

Von den 45 Unternehmen, die der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre anschrieb, haben 26 eine Rückmeldung gegeben. Die Versicherungsbranche reagierte überhaupt nicht auf die Umfrage.

Als einziges der befragten Unternehmen plant der Chemie-Konzern BASF während des Klimastreiks am 20. September eine eigene Mitarbeiterveranstaltung zum Klimaschutz, die per Webcast global übertragen wird.

Alle Unternehmen halten Klimaschutz für wichtig: ein „weltweites Thema von überragender gesellschaftlicher Bedeutung“ (Bayer), „seit langem ein zentrales Anliegen“ (BASF). RWE findet es „gut, dass über Klimapolitik gesellschaftlich breit diskutiert wird“ und sieht darin eine Gemeinsamkeit mit Fridays for Future: „Das Ziel der Schüler ist daher auch unseres.“

Grundsätzlich wird von den Konzernen zwar eine „Verschärfung der Klimaschutzpolitik“ (Uniper) oder ein „ambitioniertes Klimaschutzgesetz“ (Siemens) befürwortet. Wenn es aber konkret um eine CO2-Steuer geht, verweist man auf Verbände, in denen man Mitglied ist, oder formuliert äußerst vorsichtig: „Dabei sollten Schnellschüsse vermieden und idealerweise eine globale Lösung gefunden werden“, empfiehlt etwa Daimler.

Während RWE der Auffassung ist, dass „wir bereits heute wirksame Instrumente für den Klimaschutz, etwa den Europäischen Emissionshandel haben“, plädiert Thyssenkrupp für „einfache, transparente Instrumente, die … bestehende CO2-Preissysteme wie den Zertifikatehandel der EU berücksichtigen und vor allem keine doppelte Bepreisung mit sich bringen [sollten]“.

Die Anstrengungen der Konzerne, bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden, sind unterschiedlich weit fortgeschritten. Die befragten Banken sind nach eigenen Angaben bereits jetzt schon klimaneutral oder sogar klimapositiv. Volkswagen hebt sein neues „Dekarbonisierungsprogramm“ hervor und hat „mit dem ID.3 gerade das erste Elektrofahrzeug für breite Bevölkerungsgruppen vorgestellt, das bilanziell CO2-neutral an den Kunden übergeben wird“. Die stahlverarbeitende Industrie hat hingegen noch einen langen Weg vor sich oder bekennt sogar: „Dies ist innerhalb der Grenzen unseres Unternehmens grundsätzlich nicht vollständig möglich“ (Salzgitter). Der Kohlekonzern Uniper bekennt ganz offen, man habe nicht das Ziel, klimaneutral zu werden.

Nur wenige Aussagen gibt es zur Lieferkette und somit zur CO2-Bilanz der Zulieferbetriebe. So verweist Adidas auf seine bestehenden „Programme zur Senkung des Energieverbrauchs an eigenen Standorten weltweit sowie für die Beschaffungskette“. Auch der vermeintliche Vorzeigekonzern Siemens („bis 2030 klimaneutral“) muss eingestehen, dass seine rohstoffintensiven Zulieferbetriebe 90 Prozent seines CO2-Fußabdrucks ausmachen und nicht Teil dieses Ziels sind.

Die vollständigen Umfrageergebnisse finden Sie hier.


Kontakt:

Markus Dufner
Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Tel. 0221 / 599 56 47, Mobil-Tel. 0173-713 52 37, dachverband[at]kritischeaktionaere.de

Ausstieg aus der Kohle – Einstieg in globale Nachhaltigkeit der Konzerne?
lautet das Thema der Jahrestagung des Dachverbands
am Samstag, 21. September 2019, 10.30-17 Uhr
Melanchthon-Akademie Köln, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln
Das Programm der Jahrestagung und weitere Informationen finden Sie hier.

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