Fehlt TUI auf See und in der Luft ein Klima- und Menschenrechtskompass?

Zur Hauptversammlung am 8. März reichen NABU und Dachverband 40 Fragen ein

Berlin/Köln. Bei der TUI AG besteht großer Nachholbedarf in Sachen Klima- und Umweltschutz. Aber auch bei menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten hat der Reise- und Touristikkonzern Defizite.

Auf der morgigen Hauptversammlung der TUI AG werden der NABU und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre dem Vorstand im Kreuzfahrt- und Flugsektor genau auf die Finger schauen. So soll erfragt werden, ob TUI Cruises wie angekündigt eine Klimastrategie mit einem klaren Zeitplan zur Dekarbonisierung der Kreuzfahrtsparte bis 2040 aufgesetzt hat. Ein wichtiger Punkt für den NABU ist dabei, wann TUI endlich komplett aus der umwelt- und klimaschädlichen Schwerölnutzung aussteigt. Außerdem soll nachgehakt werden, welches Schiff als Klimavorreiter der Flotte ausgewählt wurde, um im Jahr 2030 die erste klimaneutrale Kreuzfahrt buchen zu können.

Leif Miller, NABU Bundesgeschäftsführer, merkt an: „Ein Kreuzfahrt-Unternehmen, das bis 2040 emissionsfrei unterwegs sein will und den Anspruch hat, ein Vorreiter für die nachhaltige Entwicklung der Tourismusindustrie zu sein, muss doch alle schon heute möglichen Maßnahmen ergreifen, um glaubwürdig zu sein. Für uns zählen dazu als allererstes der unverzügliche Ausstieg aus der Nutzung von giftigem Schweröl und eine glaubwürdige Klimaschutzstrategie.“

„Dazu gehören auch die Ausstattung aller Schiffe mit Landstromanschlüssen und die Selbstverpflichtung zur Abnahme von Landstrom wo immer möglich“, ergänzt Miller. „Es kann nicht sein, dass die Kreuzfahrtbranche nach der Corona-Flaute wieder nahtlos an ihr umweltschädliches Verhalten aus der Vorkrisenzeit anknüpft. Wir erwarten einen Neustart, der erkennbar auf das Ziel Klimaneutralität und Umweltschutz ausgerichtet ist.“

Bislang gelten für die Marken der TUI Kreuzfahrtsparte unterschiedliche Umweltstandards. Hapag Lloyd Kreuzfahrten verzichtet seit 2020 auf die Nutzung von Schweröl, während man bei TUI Cruises weiterhin auf den dreckigen, aber billigen Treibstoff setzt.

„Wir fordern von der TUI eine klare Klimastrategie und die Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten“, sagt Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Das geht auch die Aktionärinnen und Aktionäre an. Im Flugbereich betreibt die TUI nebenbei ein Geschäft, das gar nichts mit Tourismus zu tun hat. TUI Airways ist mittlerweile die Nummer eins unter den Fluggesellschaften für Abschiebeflüge in Großbritannien. Allein zwischen Januar und Oktober 2021 hat die Fluglinie 21 Massenabschiebungen durchgeführt.“ Ziel dieser Flüge mit abgelehnten Asylbewerber*innen seien u.a. Jamaika, Nigeria und Simbabwe, aber auch Vietnam. „Im Gegensatz zu TUIs weltoffenem und familienfreundlichen Image steht auch, dass der Konzern im Jahr 2020 Hotels auf den Kanarischen Inseln unter Druck gesetzt und gedroht hat, keine Tourist*innen mehr auf die Inseln zu schicken, sollten die Hotels weiterhin afrikanischen Geflüchteten Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen.“

Laut den Nachhaltigkeitsberichten der TUI Group sind die Klimagasemissionen der Kreuzfahrtsparte zwischen 2016 und 2019 um 273 Tonnen von 686 Tonnen auf 959 Tonnen gestiegen. Für die Jahre 2020 und 2021 werden die Emissionsmengen coronabedingt geringer ausfallen. Mit den derzeit angekündigten Maßnahmen werden die Treibhausgasemissionen nach Ende der pandemiebedingten Einschränkungen ähnlich hoch oder höher als vor der Pandemie sein.

40 Fragen an den TUI-Vorstand: https://www.kritischeaktionaere.de/tui/hat-die-tui-eine-klare-klimastrategie-fragen-von-nabu-und-dachverband-an-den-konzernvorstand/

Gegenanträge: https://www.kritischeaktionaere.de/tui/tui-ist-die-nummer-eins-fuer-abschiebefluege-unsere-gegenantraege-zur-hauptversammlung-am-8-2-2022/

Für Rückfragen:

Beate Klünder, Stellvertretende Leiterin Verkehrspolitik NABU, Tel. +49 (0)30 284 984 1615 E-Mail: Beate.Kluender@NABU.de

Markus Dufner, Geschäftsführer, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Tel. +49 (0)221 599 5647 E-Mail: dachverband@kritischeaktionaere.de

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